Kurzzusammenfassung / short summary:
THEATER ÜBER TAGE richtet sich an alle Freunde des
Theaters, an alle am Theater Interessierten, an Spielende
und Schauende, an Studierende und Lehrende und nicht zuletzt
an diejenigen, die kulturpolitisch mit dem Theater befasst
sind. Es widmet sich dem Besonderen, dem Aufstörenden,
dem Fragwürdigen in bewusst subjektiver Perspektive.
Nicht die Bewertung der ausgewählten Produktionen steht
dabei im Vordergrund, sondern die Reflexion und die
Intensivierung der öffentlichen Diskussion. Das
Jahrbuch versteht sich in diesem Sinne als Ergänzung
und Korrektiv zum Tagesgeschäft der Kritik. Als Forum
für aktuelle Theaterentwicklungen will es zugleich die
flüchtigste aller Künste bewahren helfen, als sein
Gedächtnis und lebendiges Archiv: THEATER ÜBER
TAGE.
[nach oben / top]
Pressetext der Universität Bochum:
In der Entlassung Frank Castorfs als künstlerischem
Leiter der Ruhrfestspiele sehen die Bochumer
Theaterwissenschaftler einen »Angriff auf die
Zukunft«. »Im größten Debakel der
Theatersaison 2003/04 prallten Ansprüche auf Gestaltung
des Ruhrgebiets unversöhnlich aufeinander«:
Gescheitert im Spannungsfeld zwischen
»postindustrieller Landschaft« und
»innovativer Kulturregion« konnte Castorf die
»Liebhaber der Industriekultur« nicht erreichen,
»das traditionelle Gewerkschaftspublikum blieb
zuhause«. Dem »Fall Castorf«, der die
Spielzeit überschattete, ist der Schwerpunkt im
Jahrbuch »Theater über Tage« gewidmet, das
soeben im Rhema-Verlag erschienen ist. Herausgeber sind
Prof. Dr. Ulrike Haß und Prof. Dr. Guido Hiß
(Institut für Theaterwissenschaft der RUB) sowie Prof.
Dr. Jürgen Grimm (Universität Münster).
Theater, Kultur und Region
Das Jahrbuch »Theater über Tage« widmet sich
den Bühnenereignissen einer der vielfältigsten
deutschen Theaterlandschaften – jedoch nicht als
bloße Rekapitulation des Gespielten, sondern stets mit
dem Anspruch, »das Verhältnis von Theater, Kultur
und Region neu zu bedenken«, wie die Herausgeber
schreiben. So geht es neben den herausragenden Ereignissen
»RuhrTriennale« und »Ruhrfestspiele«
auch um einzelne Inszenierungen und Projekte der
Stadttheater, des Freien Theaters, des Figurentheaters und
der Oper: »Theater über Tage möchte die
flüchtigste aller Künste bewahren helfen und
zugleich dazu beitragen, die öffentliche
Auseinandersetzung um das Theater in der Region zu
intensivieren.«
Erstmals mit Düsseldorf
Mit einem neuen Verlag im Rücken und im
überarbeiteten Layout präsentieren die Herausgeber
auch erstmals einen »Blick über den
Tellerrand« – nach Düsseldorf: »Nicht
nur als Schreibtisch des Ruhrgebiets agiert die
Landeshauptstadt, sondern auch ihre Bühnen wirken in
die unmittelbare Nachbarschaft hinein«, so Hiß,
Haß und Grimm.
[nach oben / top]
Die Autoren und ihre Beiträge:
Editorial
I. Schauspielhaus Bochum
Meike Siegfried:
Das Meer, das Bootshaus und ein paar Menschen –
Dieter Giesing inszeniert die deutschsprachige
Erstaufführung von Jon Fosses Schönes in
den Kammerspielen
Kay Philipp Baronowsky:
Der Ritt des Theaterhäuptlings Kruzy Horse auf der
Messerklinge durch den andalusischen Traumwald –
Jürgen Kruse traktiert den surrealistischen Mythos:
Federico García Lorcas Bluthochzeit in den
Kammerspielen
Jürgen Grimm:
Pathos in Styropor –
Racines Andromache in der Inszenierung von Niklaus
Helbling in den Kammerspielen
Bianca Henne:
»I'm a German spy, you know?« –
David Lindemanns Koala Lumpur in der Regie von
Wilfried Minks in den Kammerspielen
II. Theater Dortmund
Jürgen Grimm:
»Pinter? – Proust? – Pinter!« oder
»Die Aktualität der wiedergefundenen
Zeit« –
Hermann Schmidt-Rahmer inszeniert Harold Pinters Auf der
Suche nach der verlorenen Zeit nach Marcel Proust
Ina Siemen:
Achtung, Revolution! –
Michael Gruner inszeniert Arthur Schnitzlers Groteske Der
grüne Kakadu
III. Schauspiel Essen
Barbara Malina:
»Bei mir bist du schön« –
Richard Alfieris Sechs Tanzstunden in sechs Wochen
und Albert Espinosas Vier Tänze
Christine Brückner:
»Außerdem glaube ich, in einem Theaterstück
muss unbedingt die Liebe vorkommen« –
Tschechows Die Möwe am Schauspielhaus Bochum und
am Schauspiel Essen
IV. Düsseldorfer Schauspielhaus
Monika Martincevic:
Schall und Wodka und die Sehnsucht nach einem anderen
Leben –
Jürgen Gosch inszeniert Maxim Gorkis
Sommergäste
Rita Thiele:
Russland ist schließlich weit weg –
Ein Produktionsbericht zu Jürgen Goschs
Sommergästen
Christina Schmidt:
Wozu Helden? –
Patrick Schlössers Inszenierung von Schillers Die
Jungfrau von Orleans
Daniel Kasselmann:
Rhetorische Ellenbogenkämpfe im Messebiotop –
Burkhard C. Kosminski inszeniert Kathrin Rögglas wir
schlafen nicht
Christian Claas:
Rotwein und Brot zum Frühstück –
Anna Badora inszeniert Gerhart Hauptmanns Vor
Sonnenuntergang
V. Schlosstheater Moers
Stefan Keim:
Die Stadt ins Theater, das Theater in die Stadt –
Die erste Spielzeit des neuen Intendanten Ulrich Greb
VI. Theater an der Ruhr
Fabian Lettow:
Poetik und Politik des Bildes –
Roberto Ciulli und Helmut Schäfer inszenieren Die
Wände von Jean Genet
Ulrike Haß:
Orte und Nicht-Orte –
Laudatio zur Verleihung des Ruhrpreises für Kunst und
Wissenschaft 2003 an Gralf-Edzard Habben
VII. Theater Oberhausen
Guido Hiß:
Katastrophale Gewinner –
Johannes Lepper inszeniert Kleists Hermannsschlacht
Jörg Albecht:
Was in die Augen sticht, was zur Raserei einlädt –
Johannes Lepper inszeniert Ödipus
Mike Hiegemann:
»Ist jemand Vegetarier?« –
Werner Schwabs Abfall, Bergland, Cäsar – Eine
Menschensammlung in der Inszenierung von FM Einheit –
Ein Außenprojekt des Theaters Oberhausen in
Zusammenarbeit mit den internationalen Kurzfilmtagen
Oberhausen und dem Ebertbad
VIII. Westfälisches Landestheater
Castrop-Rauxel
Anna-Sophia Buck:
»And no more shall we part« –
Oscar Wilde: Salome. Catharina Fillers lässt in
Castrop-Rauxel den Kopf rollen
IX. Musik- und Tanztheater
Kathrin Horster:
»Wo sind all die Kinder hin?« –
Eine Balletturaufführung am Aalto-Theater Essen, nach
Motiven von Edward Bonds gleichnamigem Drama Die
Kinder
Roland Alexander Ißler:
Königlich brillanter Belcanto zwischen
Liebesleidenschaft und Staatsraison – ein Beitrag zur
Musikgeschichte –
Über die deutsche Erstaufführung von Gaetano
Donizettis Tragedia lirica Rosmonda d'Inghilterra im
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Roland Alexander Ißler:
La bontà in trionfo, ossia – Manege frei
für eine farbenfrohe Märchenoper! –
Gioacchino Rossinis La Cenerentola im Musiktheater im
Revier Gelsenkirchen
Bernhard F. Loges:
Inszenierungen des Todes –
Dietrich Hilsdorf inszeniert Puccinis Il trittico an
der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg
Ulrich Prill:
Rokoko, zweifach gebrochen –
Der Rosenkavalier an den Städtischen Bühnen
Münster und im Opernhaus Dortmund
X. Mülheimer Theatertage
Ulrike Haß und Alex Klein:
Sprechen und Verschwinden –
29. Mülheimer Theatertage: Stücke 2004
XI. Figuren- und Objekttheater
Chris Wahl:
Die Inszenierung des Submedialen –
FIDENA 2004: Ansätze zu einer integralen Kunst
Anke Meyer:
Adler und Adieu –
Figurentheater beim 20. Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW
in Gelsenkirchen
XII. Freies Theater
Meike Hinnenberg:
Im Namen des Vaters –
Johanna und [fi'lo:tas] beim Impulse-Festival
XIII. Ruhrfestspiele Recklinghausen
Rolf C. Hemke:
Einmal Castorf und zurück –
Chronologie einer angekündigten Verunsicherung: Die
Ruhrfestspiele 2004
Sebastian Kirsch:
Im Westen geht die Sonne auf –
Frank Castorf inszeniert Frank Norris' Roman Gier nach
Gold
Kim Stapelfeldt:
Keine Angst vor Pollesch –
René Pollesch zeigt Pablo in der Plusfiliale
im Rahmen der Ruhrfestspiele
No Fear? – Fear Now! –
Zum Fall Castorf in Recklinghausen
Holger Bergmann:
Zwischen Industriekultur und Kulturindustrie
Jürgen Flimm
Sabine Reich:
Frisch gewaschen
XIV. RuhrTriennale
Guido Hiß:
Der kleine Prinz und das Bett –
La Fura dels Baus inszeniert die Zauberflöte in
der Bochumer Jahrhunderthalle
Rolf C. Hemke:
Afrikanischer Rosenkranz –
Uraufführung von Peter Brooks theatraler Recherche
Tierno Bokar bei der RuhrTriennale in Duisburg
Nikolaus Müller-Schöll:
Der Überlebenskampf als ästhetisches Erlebnis –
Ariane Mnouchkine und das Théâtre du Soleil
gastieren mit Le dernier Caravansérail
(Odyssées) in der Bochumer Jahrhunderthalle
XV. Interregio
Eric Alexander Hoffmann:
Lost in translation. Lost in isolation –
Pina Bauschs neues Japan-Stück erlebt im
Schauspielhaus Wuppertal seine Uraufführung
[nach oben / top]
|