Aus dem Inhalt / from the book:
Kurzzusammenfassung
Inhaltsverzeichnis
Näheres zu den Beiträgen
Kurzzusammenfassung:
Die historische Forschung hat sich mit der politischen
Symbolik des Frühkonstitutionalismus bisher wenig
beschäftigt. Ursache hierfür ist die komplizierte
Konkurrenz dynastischer und parlamentarischer
Ordnungsentwürfe sowie der dazugehörenden Bilder
und Zeichen. Um zu wirken, bedarf auch konstitutionelle
Herrschaft nicht nur zeremonieller und oratorischer, sondern
ebenso visueller Formen. Es scheint darum ein lohnendes
Unterfangen, die performative Dialektik
monarchisch-parlamentarischer Repräsentation in ihrer
ikonografischen Dimension näher zu bestimmen.
Der Band setzt sich zum Ziel, Inszenierungsmuster und
Bildstrategien parlamentarischer Identitätsbildung
während der Inkubationsphase moderner Staatlichkeit zu
untersuchen. Auf der Basis neuer visueller
Reproduktionstechniken des 19. Jahrhunderts, wie
Lithografie und Fotografie, aber auch traditioneller
Bildträger gilt es, zeitgenössische Darstellungen
konstitutioneller Regierungspraxis und ihrer politischen
Akteure in den Blick zu nehmen. Die dem Konstitutionalismus
eigene Symbolsprache bildete Machtverhältnisse nicht
einfach ab, sondern schuf ein neues politisches Bewusstsein.
Konstitutionelle Ordnung visualisiert sich dabei auf
verschiedenen Ebenen: Über Verfassungs- und
Parlamentsfeiern, Wahlkämpfe und deren Medialisierung,
Denkmalstiftungen und Ausstattungsprogramme. Die
Beiträge befassen sich unter anderem mit
parlamentarischen Legitimationsstrategien in Frankreich
unter Louis-Philippe und der Zweiten Republik,
Abgeordnetenporträts in Frankfurt, Wien und Prag sowie
dem frühviktorianischen Bildprogramm im Palace of
Westminister nach dem Brand von 1834.
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Inhaltsverzeichnis:
Martin Knauer, Verena Kümmel:
Einleitung
Benjamin Schröder:
Von großen Männern und Politik als Krieg.
Überlegungen zur medialen Konstruktion von
Abgeordneten-Images im deutschen Vormärz
Martin Knauer:
Vox populi, vox imperatoris.
Louis-Napoléons visueller Aufstieg zur Macht (1848–1852)
Ewald Grothe:
»Solche Ehre pflegt sonst ja nur Regenten zu
widerfahren.«
Zur Visualisierung des Parlamentarismus im mitteldeutschen
Konstitutionalismus 1830–1848
Susanne H. Kolter:
Die Lords Chamber des New Palace of Westminster als
konstitutionelles Lehrstück.
Zum Verhältnis von Parlament und Krone im
frühviktorianischen England
Eva Maria Werner:
Zeremoniell und Revolution.
Die Eröffnung des Wiener Reichstags von 1848
Luboš Velek:
Die Vorstellungen der böhmischen Bevölkerung von
Parlamentarismus, Konstitutionalismus und dem
idealen Abgeordneten während der Revolution 1848/49
Verena Kümmel:
L'éloquence, la justice, la fermeté.
Die Bestattung Casimir-Pierre Périers und das erste
Denkmal für einen französischen Minister
Andreas Köstler:
Bildakte ersehnter Verfassung.
Visualisierungsstrategien konstitutioneller Ordnung im
preußischen Vormärz
Abstracts
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Index
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Näheres zu den Beiträgen:
Benjamin Schröder:
Von großen Männern und Politik als Krieg.
Überlegungen zur medialen Konstruktion von
Abgeordneten-Images im deutschen Vormärz
Zusammenfassung
Das Verlangen der Öffentlichkeit nach derartigen
Informationen beantwortend, erschienen ab den späten
1830ern bis hin zu der Revolution von 1848/49 eine Vielfalt
an Texten und Bildern, die den deutschen Parlamentarismus
beschrieben. Statt objektive Darstellungen zu sein,
konstruierten diese Beschreibungen von den Politikern
vielmehr Bilder, die in sich bestimmte Erwartungen
gegenüber Parlamentariern und dem politischen Bereich
im Allgemeinen trugen. Von guten, d.h.
fähigen, Abgeordneten wurde erwartet, eindrucksvolle
Persönlichkeiten zu sein und unumstößliche
Überzeugungen aufzuweisen gegenüber der
bedeutenden Materie, mit der sie sich zu befassen hatten.
Die Debatten zwischen diesen Männern stellte man sich
folglich als grundsätzliche Streitigkeiten vor, Politik
wurde als Krieg begriffen. Diese Darstellungen waren
insofern problematisch, als dass sie auf negative Weise die
Funktionalität des frühen parlamentarischen
Systems in Deutschland beeinflussten. Während sie mit
diskursiven Strategien in Bezug auf den liberalen Kampf um
politische Emanzipation erklärt werden können,
müssen sie nicht notwendigerweise als
Langzeit-Belastung für die deutsche politische Kultur
betrachtet werden, wie Ernst Fraenkel vorschlug.
Abstract
Answering public demands for such information, a variety
of texts and images describing German parliamentarians
appeared from the late 1830s up to the revolution
of 1848/49. These descriptions, rather than being
objective representations, constructed images of the
politicians which carried in them certain expectations
towards parliamentarians and the political sphere in
general. Good, i.e. able, representatives were
expected to be impressive personalities holding unalterable
convictions about the important subject matter they were
dealing with. The disputes between these men were
consequently imagined as fundamental quarrels, politics was
conceptualised as war. These visualisations were problematic
insofar as they negatively affected the functionality of
early parliamentary systems in Germany. While they can be
explained by discursive strategies related to the liberal
fight for political emancipation, they need not necessarily
be viewed as a long-term burden on German political culture,
as suggested by Ernst Fraenkel.
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Martin Knauer:
Vox populi, vox imperatoris.
Louis-Napoléons visueller Aufstieg zur Macht (1848–1852)
Zusammenfassung
Das bekannte Narrativ des über Putschversuche und
politische Manipulationen die Macht erobernden Kaiserneffen
Louis Napoleon besitzt noch ein zweites, weit weniger
beachtetes Pendant: das des konstitutionellen, demokratisch
gewählten Abgeordneten und Prince-Président.
Hinter beiden Karrieren stehen aufeinander aufbauende
Images, die auf besondere Weise durch die massenhafte
Produktion und gezielte Verbreitung gedruckter Porträts
geprägt wurden. Während für das Zweite
Kaiserreich die Frage nach der Funktion von
Staatsporträts bei der Sicherung der Macht näher
untersucht wurde, fanden die frühen Darstellungen
Louis-Napoleons bislang kaum Beachtung. Im Fokus des
Beitrags stehen Visualisierungen, die in Wechselwirkung mit
der Berichterstattung die entscheidenden Etappen
napoleonischer Machtergreifung reflektieren und dabei
Aussagen über das politische Selbstverständnis des
sich bis 1852 notgedrungen über die republikanische
Verfassung legitimierenden Bonapartismus erlauben.
Abstract
The story of the emperor's nephew Louis-Napoléon
and his climb to power by means of attempted coups and
political manipulation are a well-known narrative. The
counterpart to this account, that of the constitutional and
democratically elected member of parliament and
Prince-President, has received far less attention. Both
careers rested on images that built on each other and were
particularly marked by the mass production and targeted
dissemination of printed portraits. While the question of
state portraits in the Second French Empire and their
function for securing power has already been addressed, the
early depictions of Louis-Napoléon have not yet
received much attention. This paper focuses on
visualisations reflecting the decisive stages of the
Napoleonic seizure of power, supported by reports and
comments on these events. This approach allows for
reflecting on the political self-understanding of
Bonapartism, a system that up until 1852 had no choice but
to rely on the constitution of the Republic for its own
legitimisation.
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Ewald Grothe:
»Solche Ehre pflegt sonst ja nur Regenten zu
widerfahren.«
Zur Visualisierung des Parlamentarismus im mitteldeutschen
Konstitutionalismus 1830–1848
Zusammenfassung
Im frühen 19. Jahrhundert sind symbolische
Formen und repräsentative Handlungen im politischen
Sektor praktiziert und rezipiert worden. Dabei ist an
Monarchentreffen, Thronjubiläen, Verfassungs- und
Huldigungsfeste ebenso zu denken wie an die Visualisierung
und kommunikative Vermittlung parlamentarischer
Tätigkeit. In dem Beitrag werden parlamentarische
Zeremonien und Riten aus der Zeit des Vormärz in zwei
deutschen Mittelstaaten untersucht: dem Königreich
Sachsen und dem Kurfürstentum Hessen. Sie werden
daraufhin befragt, wie sie bildlich und sprachlich
vermittelt wurden und welche Wirkung sie hinterließen.
Zudem wird die Ikonographie von Parlamentsneu- bzw. umbauten
erläutert. Es zeigt sich, dass repräsentative
Verfahren im Vormärz an frühere Formen
anknüpften und diese modifizierten. Dabei konkurrierten
Symbolsprache und Selbstinszenierung von Landesherr und
Landtag. Mit Blick auf die sprachliche, ikonographische und
symbolische Vermittlung konstitutioneller und
parlamentarischer Praxis kann man von einer Verfassungs-
oder Parlamentskultur im Vormärz reden, die in vieler
Hinsicht ein Vorspiel zur Revolution von 1848/49 bildete.
Abstract
Symbolic forms and representative acts played a huge part
in early 19th century political landscapes and usage.
This includes meetings of princes, jubilees on the throne,
constitutional and devotional celebrations as well as the
visualisation and communicative transmission of
parliamentary activity. The article discusses parliamentary
ceremonies and rites from the days of »Vormärz«
taken from two German intermediate powers: the Kingdom of
Saxony and the Electorate of Hesse-Kassel. The article will
look at the visual and verbal transmission and its
long-lasting effects. At the same time, the construction and
the archictectural style of parliamentary houses will be
examined, both in new building and in remodelled ones. We
will find a state of competition between prince and
parliament in terms of both symbolism and self-promotion.
Given this view of the iconographic and symbolic
transmission of constitutional and parliamentary practice
one can pinpoint a constitutional or parliamentary culture
of »Vormärz« which, in many respects, became a
prelude to the revolution of 1848/49.
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Susanne H. Kolter:
Die Lords Chamber des New Palace of Westminster als
konstitutionelles Lehrstück.
Zum Verhältnis von Parlament und Krone im
frühviktorianischen England
Zusammenfassung
Am 18. Oktober 1834 zerstörte ein
fürchterliches Feuer große Teile des Old Palace
of Westminster, London. Während die Westminster Hall
dem Feuer entkam, wurden das Queens Chamber und die
ehemalige St Stephen's-Chapel zerstört. Die folgenden
Jahre fand ein gewaltiges Wiederaufbau-Projekt statt, das
ein sehr dekoratives Schema beinhaltete. Angewandte und
bildende Künste machten sich gleicherweise an die
Arbeit, das Gebäude nicht nur mit Pracht, Prunk und
Majestät zu schmücken; besonders die Wandmalereien
sollten ein geeignetes ikonographisches Programm
präsentieren, indem sie eine komplexe Interpretation
der Vergangenheit und der Gegenwart der Nation
anboten. Entsprechend wurde die Frage der Verfassung selber
zu einem entschieden wichtigen Thema, enthalten in mehreren
Teilen des dekorativen Entwurfs. Insbesondere die sechs
Lords Chamber-Freskos illustrieren
Regierungsmaßstäbe, die Funktionen des House of
Lords sowie die Beziehung zwischen der Versammlung und dem
Monarchen. Dadurch wurde das System der Mischverfassung,
das Zusammenspiel von Parlament und Krone, als die wahre
Stärke der Nation und als ein Schutz gegen
revolutionäre Übel charakterisiert und
präsentiert.
* * *
Abstract
On October 18th 1834 a dreadful fire destroyed
major parts of the Old Palace of Westminster, London. While
the Westminster Hall escaped the fire, the Queens Chamber
and the former St Stephen’s Chapel were ruined. The
following years saw an immense rebuilding project which
included a rich decorative scheme. Applied arts and fine
arts alike were set to work not only to invest the building
with magnificence, splendour and majesty; especially the
wall paintings were intended to present a decent
iconographic programme, offering a complex interpretation of
the nations past and present. Accordingly the issue
of Constitution itself was made a decidedly important topic,
embodied in several parts of the decorative scheme. In
particular the six Lords Chamber frescoes illustrate
standards of government, the functions of the House of Lords
as well as the relationship between the assembly and the
Sovereign. Thereby the system of mixed government, the
interaction between parliament and crown, was characterised
and presented as the real strength of the nation and a
safeguard against revolutionary evil.
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Eva Maria Werner:
Zeremoniell und Revolution.
Die Eröffnung des Wiener Reichstags von 1848
Zusammenfassung
Die revolutionäre Welle des Jahres 1848 erreichte
Wien am 13. März. Der Rücktritt Metternichs machte
den Weg frei für eine kurze konstitutionelle Ära
in Österreich. Die Wahlen zum ersten
gesamtösterreichischen Parlament fanden im Sommer 1848
statt. Zunächst lagen die Vorbereitungen zur
feierlichen Eröffnung des neuen Reichstags
gänzlich in der Hand der Regierung und dort besonders
beim Innenminister. Stand hier folglich keine
Selbstinszenierung des neuen Parlaments, sondern eine
Inszenierung der traditionellen Gewalten bevor? Oder kann
man von einer gemeinschaftlichen Inszenierung von Regierung
und Reichstag als eine Art neuem, eben konstitutionellen
Staat sprechen? Ein entscheidendes Signal setzten die
Abgeordneten: Sie entschieden sich dafür, den Kaiser
nicht zu bitten, den Reichstag zu eröffnen,
sondern diesen dazu einzuladen. Außerdem hielt
Erzherzog Johann, der anstelle des Kaisers die
Parlamentseröffnung durchführte, zwar eine
Thronrede, verzichtete mit dem Eid aber auf einen
klassischen Bestandteil solcher
Eröffnungsfeierlichkeiten in konstitutionellen Staaten.
Abstract
The wave of the 1848 revolution reached Vienna on 13
March. Metternich's resignation opened the way for a brief
constitutional era in Austria. The elections for the first
all-Austrian parliament took place in the summer of 1848.
Initially, the government was entirely responsible for
preparing the ceremonious opening of the new parliament, the
minister of the interior in particular. Is it, therefore,
justified, not to refer to the coming events as the
self-staging of the new parliament, but rather the staging
of the traditional powers? Or was this an act of joint
staging by both government and parliament representing a
new, constitutional state? The members of parliament set a
decisive signal: They decided not to ask the Emperor
to open parliament but, rather, to invite him to do
so. What is more, while Archduke Johann, who opened
parliament instead of the Emperor, gave a speech from the
throne, by refraining from taking the oath he abstained from
a classical feature of such opening ceremonies in
constitutional states.
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Luboš Velek:
Die Vorstellungen der böhmischen Bevölkerung von
Parlamentarismus, Konstitutionalismus und dem
idealen Abgeordneten während der Revolution 1848/49
Zusammenfassung
Die Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 wirkten sich
auch auf Böhmen aus. Dies zeigte sich auch im Bereich
der politischen Semantik, so wurden im Zuge der Revolution
neue Wörter und Begriffe in der tschechischen Sprache
eingeführt. Die Bevölkerung wie auch die Politiker
suchten nach eigenen Symbolen um dem Charakter ihres
Nationalgefühls Ausdruck zu verleihen. Prag verwandelte
sich zum Beispiel in einem Laufsteg deutscher Trikoloren und
rotweißer Kokarden. Aber nicht nur auf den
Straßen versuchten sich die Deutschböhmen und
Tschechen voneinander abzugrenzen. Der Beitrag geht
insbesondere der Frage nach den Eigenschaften und
Fähigkeiten der idealisierten Volksvertreter im
böhmischen Landtag nach und untersucht die
Betrachtungsweise von Bevölkerung und Presse.
Problematisiert wird der unübersichtliche Ablauf der
Wahl und die geringe Zahl an verfügbaren
idealen tschechischen Volksvertretern.
* * *
Abstract
The lands of the Bohemian Crown were not unaffected by
the revolutionary events of 1848. It was a time of
extraordinary upheaval with social changes happening on a
daily basis. New words and terms found their way into the
Czech language in this time; the national character found
its representation in new symbols. Prague's streets, for
instance, were converted into multicoloured promenades of
German tricolours and red and white cockades. But the
streets were not the only stage used by the German Bohemians
and Czechs to draw the line between their respective groups.
This paper examines the question of the nature and skills of
the idealised people's representatives in the Bohemian
assembly, considered through the eyes of the people and the
press. In addition, the course of the election, its
confusing nature and the very few ideal Czech
representatives available will be dealt with.
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Verena Kümmel:
L'éloquence, la justice, la fermeté.
Die Bestattung Casimir-Pierre Périers und das erste
Denkmal für einen französischen Minister
Zusammenfassung
Der Premier-Minister Casimir-Pierre Périer war zu
seinem Todeszeitpunkt im Mai 1832 nicht sehr beliebt.
Nichtsdestotrotz, obwohl seine Beerdigung keine klare
Grundlage im Gesetz hatte, hatte diese alle Merkmale eines
Staatsbegräbnisses, und Périer war der erste
französische Politiker, der ein Monument erhielt.
Dieser Beitrag legt dar, dass Périers Begräbnis,
zusätzlich zu einem königlich und militarisch
zeremoniellen Begräbnis auch das erste nationale
Begräbnis in Frankreich war, abgesehen von den
Beisetzungen im Pantheon. Die Franzosen ehrten ihn mit
einer Aufbahrung in seiner offiziellen Residenz, dem
Innenministerium, einer Gedenkfeier, einem Leichenzug mit
Nationalsymbolen, wie der Trikolore, und Grabreden. Durch
eine Spendenaktion zahlte das Volk außerdem für
sein Monument, das Périer als Verteidiger
konstitutioneller Werte und der Charte feiert. Daher
kann es als Monument für die liberale Opposition gegen
Karl X. gesehen werden.
Abstract
The prime minister Casimir-Pierre Périer was not
very popular at the time of his death in May 1832.
Nonetheless, although his funeral had no clear basis in law,
it had all the features of a state funeral and Périer
was the first French politician to receive a monument.
This article argues that in addition to royal and military
ceremonial funeral, Périer’s funeral was the first
national funeral in France other than the burials in the
Pantheon. The French honoured him with a lying-in-state in
his official residence, the Ministry of the Interior, a
service, a funeral cortege with national symbols, like the
Tricolour, and funeral eulogies. Through a fund-raising
campaign the people also paid for his monument, which
celebrates Périer as defender of constitutional
values and the Charte. Therefore, it can be seen as a
monument for the liberal opposition against
Charles X.
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Andreas Köstler:
Bildakte ersehnter Verfassung.
Visualisierungsstrategien konstitutioneller Ordnung im
preußischen Vormärz
Zusammenfassung
Keine Verfassung zu haben, bedeutet nicht, sie sich nicht
lebhaft vorstellen zu können. Nur unter dieser
Prämisse wäre überhaupt davon zu sprechen, im
preußischen Vormärz habe es konkretere
Vorstellungen konstitutioneller Ordnung gegeben, welche
verbildlicht hätten werden können. Wenn man
allerdings versucht, überzeugende Visualisierungen von
konstitutionellen Ordnungen aufzurufen und sie mit den
gängigen Vorstellungen vom preußischen
Vormärz in Einklang zu bringen, stellt sich das
zunächst als fast hoffnungsloses Unterfangen dar. Die
Vorstellung der spezifisch preußischen Bildakte einer
ersehnten Verfassung lässt sich daher sehr gut am
Beispiel der Skulpturen im Öffentlichen Raum der
preußischen Hauptstadt untersuchen. Neben dem
Berliner Skulpturenpark werden dabei auch die
Flugblatt- und Flugschriftenpropaganda der Zeit um 1848 in
die Analyse integriert. Es wird die These aufgestellt, dass
zwischen der – missglückten –
Verfassungsdiskussion und Forderung nach Repräsentation
in Preußen und den dort entwickelten
Visualisierungsstrategien ein Zusammenhang besteht: Statt
einer Konstitution trifft man in Berlin auf die
Bestückung des Stadtraums mit prominenten Vertretern
einer Quasi-Konstitution.
Abstract
Not having a constitution does not mean being unable to
vividly imagine one. It is only on this premiss that it is
possible to talk of the existence of concrete ideas of
constitutional order that could have been visualised during
Prussia's Vormärz. Initially, though, it appears to be
an almost futile endeavour to try and call up convincing
visualisations of constitutional order and to then bring
these into line with established ideas of Prussia's
Vormärz. But the sculptures in the public space of the
Prussian capital are an excellent example for considering
the notion of the specifically Prussian visualisations of a
desired constitution. Apart from the Berlin sculpture park
(Berliner Skulpturenpark), the analysis is also based
on the leaflet and pamphlet propaganda in the years
immediately before and after 1848. The paper proposes that
there is a connection between the – failed –
constitutional discussion and the demand for representation
in Prussia on the one hand and Prussian visualisation
strategies on the other. Instead of a constitution, Berlin
is home to prominent representatives of a
quasi-constitution.
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