Aus dem Inhalt / from the book:
Kurzzusammenfassung
Inhaltsverzeichnis
Kurzzusammenfassung:
Die durch die Aufklärung angestoßene Reform des weltlichen
und kirchlichen Rechtssystems gilt als ein wesentlicher
Bestandteil und Katalysator des »Modernisierungsprozesses«.
Ein zentrales Moment dieses Wandels ist die Verschiebung der
Straffunktion. Die von Richard van Dülmen als »Theater des
Schreckens« beschriebenen, öffentlich vollzogenen Strafen
der frühen Neuzeit dienten neben ihrem unmittelbaren
Strafzweck auch als Medium der ihnen zugrunde liegenden
Werte und Normen und zur nachträglichen Legitimation eines
nicht öffentlich gefällten Urteils. Im Gegensatz dazu wird
den als human und rational charakterisierten Strafen der
Moderne keinerlei Bedeutungsüberschuss mehr beigemessen.
Vor diesem Hintergrund gehen die von Rechtswissenschaftlern
und Historikern verfassten Beiträge des Bandes »Strafzweck
und Strafform zwischen weltlicher und religiöser
Wertevermittlung« aus straftheoretischer und
strafpraktischer Perspektive über die alten Epochengrenzen
hinweg der Frage nach Brüchen oder stetigem Wandel im
Hinblick auf Strafvorstellungen und -formen nach. Der
Zusammenhang von Strafform und Strafsinn, die Funktion der
Strafe für den Verurteilten, die Gemeinschaft und die
Obrigkeit, die Rolle der Öffentlichkeit im Hinblick auf
Strafverfahren und Strafvollzug stehen ebenso im Fokus wie
die Bedeutung symbolischer Ausdrucksformen im Kontext sich
wandelnder Gesellschafts- und Werteordnungen. Ein zentraler
Aspekt ist dabei nicht nur die Überprüfung der
vermeindlichen Irrationalität des vormodernen Strafsystems,
sondern auch die Frage nach der Rolle und Wirkung der
Religion, als wesentlicher Bestandteil des den Strafen
zugrunde liegenden Wertesystems.
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Inhaltsverzeichnis:
Reiner Schulze (Münster) /
Thomas Vormbaum (Hagen):
Strafe und Wertevermittlung Eine Einführung
Peter Schuster (Saarbrücken):
Wandel und Kontinuität von Strafformen in der
Vormoderne
Mathias Schmoeckel (Bonn):
Metanoia. Die Reformation und der Strafzweck der
Besserung
Luigi Cajani (Rom):
Die Tröstung der Todeskandidaten im päpstlichen
Rom
James A. Sharpe (York):
The Decline of Public Punishment in England, Sixteenth to
Nineteenth Centuries: Law, Public Opinion, and Modernity
Barna Mezey (Budapest):
Der Kerker und die Freiheitsstrafe im Strafsystem. Der
symbolische Ausdruck der Funktionen der Freiheitsstrafe
Hinrich Rüping (Hannover):
Christian Thomasius: Natürliches Strafrecht im
absoluten Staat
Christine D. Schmidt (Münster):
Die öffentliche Kirchenbuße im
18. Jahrhundert als Instrument doppelter
Herrschaftssicherung
Helga Schnabel-Schüle (Trier):
Anprangern Ehrverlust als Strafe
Hans Schlosser (Augsburg):
Motive des Wandels in den Erscheinungsformen und
Strafzwecken bei der Arbeitsstrafe. »Opus
publicum« und richterliches
Strafänderungsrecht
Kurt Seelmann (Basel):
Symbolische Kommunikation über die Legitimation von
Strafe im 18. und frühen 19. Jahrhundert
Georg Steinberg (Hannover):
Sittliche Strafwürdigkeit als Rechtfertigung
staatlichen Strafens nach Kant
Andreas Roth (Mainz):
Die Sittlichkeitsdelikte zwischen Religion und
Rationalität. Strafrechtspraxis und Kriminalpolitik im
18./19. Jahrhundert
Karl Härter (Darmstadt/Frankfurt
a. M.):
Zum Wandel der Strafzwecke und Strafformen zwischen
Aufklärung und Rheinbundreformen
(17701815):
das Beispiel Kurmainz / Großherzogtum Frankfurt
André Krischer (Münster):
Traditionsverlust: Die Krise der Todesstrafe in England
17501868
Nicola Willenberg (Münster):
Das Ende des »Theater des Schreckens«. Zum Wandel
der Todesstrafe in Preußen im 19. Jahrhundert
Jürgen Martschukat (Erfurt):
»It would be just like going in, laying down and going
to sleep«: Über die Bedeutung von Geschwindigkeit
und Verlässlichkeit in modernen
Hinrichtungsverfahren
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Rezensionen:
Falk Bretschneider, Online-Rezension in
www.sehepunkte.de
* * *
Peter-Michael Hahn, Online-Rezension in
www.hsozkult.de
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