Vergriffen / out of print

Jan Brademann, Werner Freitag (Hgg.)

Leben bei den Toten

Kirchhöfe in der ländlichen Gesellschaft der Vormoderne

Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme –
Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496
Band 19

2007, 440 Seiten, 18 Beiträge, 21 Abbildungen, Harteinband
2007, 440 pages, 18 essays, 21 figures, hardcover

ISBN 978-3-930454-79-2
Preis/price EUR 46,–

17 × 24cm (B×H), 890g

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Kurzzusammenfassung:

Die Beiträge widmen sich, in interdisziplinärer Perspektive und vornehmlich mit westfälischen Beispielen, einem bisher kaum systematisch erforschten Ort: dem ländlichen Bestattungsplatz der Vormoderne. Das Gros der städtischen Friedhöfe war seit der Reformation »ausgelagert« worden; diesem Prozess hat sich die Forschung, vor allem in mentalitätsgeschichtlicher Sicht, intensiv gewidmet. Auf dem Lande, und damit für die meisten Menschen im Reich, blieb jedoch der um die Parochialkirche herum liegende Kirchhof bis ins 19. Jahrhundert Ort des Begräbnisses. In kleinen Dörfern besteht dieser Zustand bis heute fort. Die Vielschichtigkeit und Intensität, mit der der Kirchhof, von Wohnhäusern und Speichern gesäumt, teilweise selbst bewohnt, in der Vormoderne in das Alltagsleben einbezogen war, ist jedoch auch dort nicht mehr spürbar.

Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen die mannigfachen Funktionen dieser öffentlichen Plätze, ihr topographisches und architektonisches Aussehen und die soziale Situation ihrer Bewohner. Schwerpunkt liegt auf der Wahrnehmung des Kirchhofs durch die Gemeindeglieder und die Vertreter der Kirche, ihrem mit Formen symbolischer Kommunikation verbundenen Umgang mit dem Tod und den Toten. Der nicht nur in der Liturgie, sondern in vielfältigen disziplinarischen Reglementierungen sichtbare Zugriff der Kirche, der alles Profane von diesem heiligen Ort verbannen wollte, bedingte Konflikte, ähnlich wie die Kopplung der Begräbnis- und Gedächtniskultur an die soziale Ordnung. Beide Komplexe werden ebenso thematisiert wie kultur- und religionsgeschichtliche Kontinuitäten, Konjunkturen und Brüche, insbesondere nach der Ausbildung mehrerer Konfessionen.

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Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

Jan Brademann: Leben bei den Toten – Perspektiven einer Geschichte des ländlichen Kirchhofs

1. Verbindungen nach außen: Rechts-, siedlungs-, und sprachgeschichtliche Aspekte

Gerhard Franke: »Praecipimus etiam ut in eos, qui ad ecclesiam vel coemeterium confugerint, nullos omnino manum mittere audeat« – Zur Asylschutzfunktion von Friedhöfen seit der Spätantike

Manfred Balzer: Pfarrkirche und Kirchhof während des mittelalterlichen Siedlungsgangs im westfälischen Raum

Leopold Schütte: Cimeterium – Kirchhof – Friedhof: Wörter und Sachen – Sprachgeschichtliche Überlegungen zu Bedeutung und Wahrnehmung von Kirchhöfen

2. Provisoren und Statuten. Der Kirchhof als Gegenstand gemeindlicher Eigenverantwortung und kirchlicher Normierung im Spätmittelalter

Arnd Reitemeier: Die Kirchhöfe der Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters

Wilhelm Janssen: Kirchhof und Begräbnis in kölnischen Diözesan- und Dekanatsstatuten des späten Mittelalters

3. Communio vivorum et mortuorum. Totenbrauchtum, liturgische Vorgaben und Konfessionskonflikt

Christoph Daxelmüller: Der Friedhof als Kommunikationsraum, der Tote als Familienmitglied – Historische und anthropologische Stratigraphien des Umgangs mit dem Tod

Jürgen Bärsch: Der Kirchhof als Ort des Gottesdienstes – Liturgiegeschichtliche Beobachtungen anhand nachtridentinischer Diözesanritualien aus Köln, Münster, Osnabrück und Paderborn

David M. Luebke: Churchyard and confession – Grave desecration, burial practice and the social order during the Confessional Age – The case of Warendorf

4. Memoria und Topographie. Der Kirchhof als Ort sozialer Distinktion in Zeiten gesellschaftlichen Wandels

Vera Isaiasz: Adlige Memorialkultur und dörfliches Begräbnis – Bestattungstopographie und Repräsentation sozialer Ordnung am und im Dom zu Brandenburg

Bärbel Sunderbrink: Dörfliche Eliten, Unterschichten und das Ende des Begräbnisses im Dorf – Kirchhöfe des Ravensberger Landes als Orte gesellschaftlicher Konfliktlagen im 19. Jahrhundert

Heike Düselder: »O ewich is so lanck« – Die Sozialtopographie des Kirchhofs in einem lutherischen Territorium – Das Beispiel der Grafschaft Oldenburg

5. Topographie, Bau- und Sozialstruktur: Bestandsaufnahmen in Westfalen

Peter Ilisch: Kirchhöfe in Dörfern und Kleinstädten des westlichen und südlichen Münsterlandes. Eine Übersicht

Fred Kaspar: Der Kirchhof als religiöser und sozialer Ort – Bauhistorische Überlegungen an westfälischen Beispielen

Thomas Spohn: Bezüge zwischen Kirchhof und Pfarrhof. Beobachtungen vorwiegend zum Sauerland und Münsterland im 18. und 19. Jahrhundert

Jochen Ossenbrink: Der Kirchhof in Herzebrock – Bauhistorische, rechts- und sozialgeschichtliche Mikroperspektiven

6. Kirchhofräume und symbolische Kommunikation. Zwei westfälische Mikrostudien

Philipp Dotschev: Spieker, Schweinestall und Simultaneum – Sozialtopgraphie und Raumwahrnehmung des Kirchhofs von Badbergen um 1800

Werner Freitag / Jan Brademann: Heilig und profan – Der Kirchhof als Ort symbolischer Kommunikation – eine Forschungsskizze

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Rezensionen:

»Wer [den vorliegenden Band] gelesen hat, wird speziell ländliche Kirchhöfe mit anderen Augen sehen und mit einem kritischeren Bewusstsein betreten.«

Marion Kobelt-Groch, Online-Rezension in www.hsozkult.de

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Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 2009.

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Zeitschrift für Kirchengeschichte 2009.

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Barbara Happe, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2009, S. 274.

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Wolfgang Schmid, in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 54 (2009), S. 305f.

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Westfälische Forschungen. Zeitschrift des westfälischen Instituts für Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe 2009.

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