Kurzzusammenfassung:
Wie verständigte und vergewisserte man sich in der
Vormoderne über Werte, wie kämpfte man darum, und
in welchen Medien lassen sich kollektive Werte methodisch
überhaupt greifen? Die Kulturwissenschaften haben
deutlich gemacht, daß Werte auf die vielfältigste
Weise in einer Kultur immer schon symbolisch
präsent sind. Sie werden von den Einzelnen in ihrem
symbolischen Handeln reproduziert und treten ihnen zugleich
in objektivierten Formen entgegen: in körperlichen
Gebärden und sprachlichen Formeln, in Bildern und
Bauten, in Symbolen und Ritualen. Die zweifellos
fundamentale ordnungsstabilisierende Leistung symbolischer
Kommunikation ist indessen nur die eine Seite der Medaille.
Symbolische Formen sind vor allem auch Kristallisationskerne
für die Austragung von Wertkonflikten.
Gesellschaftliche Auseinandersetzungen spielen sich als
Kämpfe um die symbolische Besetzung des
öffentlichen Raums oder um die Durchsetzung der
Deutungshoheit über kollektive Symbole ab.
Der Sammelband dokumentiert eine internationale Tagung,
die der Sonderforschungsbereich 496 zu Pfingsten 2005 in
Münster veranstaltet hat. Im Zentrum steht die Frage,
wie vormoderne Gesellschaften mit Wertwidersprüchen
umgingen und welche Rolle symbolische Kommunikationsformen
dabei spielten. Thematisiert werden exemplarische Werte- und
Deutungskonflikte vom Mittelalter bis zur Französischen
Revolution aus der Perspektive verschiedener
kulturwissenschaftlicher Disziplinen, von der Philosophie
über Literatur- und Kunstwissenschaft bis zur
Geschichte.
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Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Barbara Stollberg-Rilinger:
Einleitung
Jean-Claude Schmitt:
Welche Geschichte der Werte?
Gerd Althoff:
Christliche Ethik und adeliges Rangbewußtsein –
Auswirkungen eines Wertekonflikts auf symbolische
Handlungen
Christoph Dartmann:
Urkunden in der symbolischen Kommunikation des
Investiturstreits – Zur situativen Kontextualisierung
hochmittelalterlicher Wertediskurse
Pamela Kalning:
Wertekonflikte im Spiegel mittelhochdeutscher didaktischer
Literatur
Martin Kintzinger:
Panne oder Provokation – Gewollte Regelbrüche in
Politik und Diplomatie des Spätmittelalters
David Nirenberg:
Vom Verschwinden des Judentums – Das christliche
Spanien im Zeitalter der Massenkonversionen
Gabriele Müller-Oberhäuser:
Das Buchgeschenk zwischen largesse und Buchmarkt im
spätmittelalterlichen England
Ludwig Siep:
Der Streit um die wahren politischen Tugenden in der
italienischen Renaissance
Joachim Poeschke:
Tugendexempla als Staatssymbole. Zur konkurrierenden Deutung
von Statuen in der Florentiner Renaissance
Thomas Weller:
Spanische Servitut versus Teutsche
Libertet? – Kulturkontakt, Zeremoniell und
interkulturelle Deutungskonflikte zur Zeit Karls V.
Bart Ramakers:
In utramque partem vel in plures – Werte- und
Deutungsdivergenzen im Genter Bühnenwettkampf von
1539
Christel Meier:
Wertkonflikt als Wortstreit – Agonale Dialogszenen im
lateinischen Drama der Frühen Neuzeit
Barbara Krug-Richter:
»Manns genug!« – Konflikte um
Männlichkeit in der frühneuzeitlichen Stadt
Markus Völkel:
Zeremonieller Diskurs und Wissensdiskurs – Die
Frankreichlegation Francesco Barberinis in den
Aufzeichnungen von Nicolaus-Claude Fabri de Peiresc
(1580–1636) und Cassiano Dal Pozzo
(1588–1657)
Rüdiger Schmidt und Christina
Schröer:
Ordre public und homme nouveau –
Symbolische Auseinandersetzungen um die Neuordnung der
ersten französischen Republik nach dem Ende der
Schreckensherrschaft
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Rezensionen:
»[...] umreißt in außerordentlich
anregender Weise ein viel versprechendes Forschungsfeld und
bietet weiterführende Ergebnisse.«
Hillard von Thiessen, Online-Rezension in
www.sehepunkte.de
* * *
Peter-Michael Hahn, Online-Rezension in
www.hsozkult.de
* * *
Ronald G. Asch, in: Zeitschrift für historische
Forschung 36, Heft 2 (2009), S. 302–304.
* * *
Das historisch-politische Buch. Hrsg. im Auftrag der
Ranke-Gesellschaft, Vereinigung für Geschichte im
öffentlichen Leben e.V. 2009.
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