Ingmar Krause

Konflikt und Ritual im Herrschaftsbereich der frühen Capetinger

Untersuchungen zur Darstellung und Funktion symbolischen Verhaltens

Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme –
Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496
Band 13

2006, 352 Seiten, 1 Karte, Harteinband
2006, 352 pages, 1 map, hardcover

ISBN 978-3-930454-62-4
Preis/price EUR 38,–

17 × 24cm (B×H), 750g

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Kurzzusammenfassung

Die Jahrhunderte um die Wende des ersten Milleniums herum stellen für das westfränkisch-französische Reich eine Zeit des Umbruchs und des Wandels dar. Die Ablösung der Karolinger durch die Capetinger als Königsdynastie verband sich mit dem Beginn einer häufig ›mutation féodale‹ genannten Entwicklung, die durch den Aufstieg kleiner Burgherrschaften und die Herausbildung eines sog. ›ordre seigneurial‹ gekennzeichnet gewesen ist. Dabei ist die Debatte über die Natur, den Grad und den Zeitpunkt der derart apostrophierten Veränderungen nach wie vor offen.

Das Buch versucht unter der Perspektive der symbolischen Kommunikation und der ausgetragenen Konflikte zu einem vertieften Verständnis dieser im doppelten Sinne so umstrittenen Zeit beizutragen. Ausgehend von der Frage nach den Formen, nach der Veränderlichkeit sowie nach der Geltung und Verbindlichkeit der Akte symbolischer Kommunikation im Rahmen der Konfliktführung wird so ein Blick nicht nur auf einen Teil des das Verhalten der Protagonisten leitenden Regelwerkes geworfen, sondern zudem in allgemeiner Art die Funktionsweise mittelalterlicher Herrschafts- und Lebensordnungen erhellt.

Auf Grundlage der Diskussion um den Quellenwert der schriftlichen Überlieferung für die Analyse symbolischen Verhaltens werden im Zusammenhang der Konfliktführung Fragen nach der Dauerhaftigkeit, den inhaltlichen Bestimmungen und den an den Konflikten und Friedensschlüssen beteiligten Protagonisten behandelt. So zeigt sich, daß die Beilegung der auf den ersten Blick recht willkürlich anmutenden Konflikte einer rationalen Logik unterlag, die deren Beendigung in vielen Fällen dauerhafter als bisher angenommen regelte.

Die Rolle der Öffentlichkeit, des Rituals und der Mediatoren in diesem Prozess der Friedensstiftung und -wahrung wird ebenso diskutiert wie jene Faktoren, die einem dauerhaften Frieden im Wege standen.


Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

1. Teil: Einleitung

2. Teil: Begrifflichkeit, Forschung und Quellen

1. Das Postulat des gemeinsamen Begriffes
1.1 Prolegomena
1.2 Statt einer Theorie: Annäherung an die Begrifflichkeit
1.3 Zusammenfassung
2. Aspekte der Forschung aus mediävistischer Perspektive
3. Quellenkritische Überlegungen

3. Teil: Grundbedingungen und symbolische Formen des Konfliktes

1. Der Konflikt – einführende Bemerkungen
2. Die Konfliktankündigung
2.1 Die formlose Form
2.2 Der Verpflichtungshorizont
2.3 Der Prozeß der Formalisierung
2.4 Zusammenfassung
3. Rat und Konflikt
3.1 Der umstrittene Rat: Der ›Fall‹ Hagano
3.2 Das Verschwinden der Konflikte um den Rat
3.3 Zusammenfassung
4. Clementia und rigor, ira, iustitia und misericordia – zur Konzeption von Strenge und Milde
4.1 Clementia und iustitia aus biblischer und exegetischer Perspektive
4.2 Praxis und Beurteilungen von Strenge und Milde aus historiographischer Perspektive
4.2.1 Der Sieger und das Los der Verlierer. Konflikte im normannischen Herrschaftsbereich
4.2.2 Der Sieger und das Los der Verlierer. Konflikte außerhalb der Normandie
4.2.3 Der Sieger und das Los der Verlierer. Die Könige in Konflikten
4.2.3.1 Ludwig IV., Hugo Capet und Robert II.
4.2.3.2 Heinrich I., Philipp I. und Ludwig VI.
4.2.4 Fazit: Milde und Strenge zwischen ideeller Konzeption und reeller Umsetzung
4.3 Zusammenfassung
5. Wertewandel und symbolische Kommunikation
5.1 Zum Verhältnis von Wertewandel und symbolischer Kommunikation
5.2 Ein erstes Beispiel: die deditio
5.2.1 Entstehung
5.2.2 Verwendung und Formen
5.3 Ein zweites Beispiel: die exfestucatio
5.4 Zusammenfassung
6. Inszenierung
6.1 Aspekte des Begriffs und Problemstellung
6.2 Inszenierungen von Bericht und Ereignis
6.3 Zusammenfassung

4. Teil: Konflikt und Ritual

1. Einleitung
2. Anarchie versus Ordnung – zur Dauerhaftigkeit beigelegter Konflikte
2.1 Der erste Eindruck: Anarchie
2.2 Differenzierungen
2.3 Auf den zweiten Blick: Ordnung
2.4 Zusammenfassung
3. Vermittler, Publikum und Öffentlichkeit – Sicherungsinstanzen?
3.1 Die Rolle der Vermittler
3.2 Die Rolle des Publikums
3.3 Die Rolle der Öffentlichkeit
3.4 Zusammenfassung
4. Die Dauer und ihre Widerstände – strukturelle Bedingungen des Konflikts
4.1 Zusammenfassung

5. Teil: Schluß

Karte: Nordfrankreich
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Ortsregister
Namensregister

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Rezensionen:

R. Große, in: Historische Zeitschrift 290, Heft 1 (2010), S. 181.

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David Stewart Bachrach , in: Speculum 84, Heft 1 (2009), S. 175f.

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Laurence Buchholzer-Rémy, in: Annales 63, Heft 2 (2008), S. 433–435.

* * *

Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 2008.

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