Hans Thümmler

Zur Architektur und Skulptur des Mittelalters

Gesammelte Aufsätze

Beiträge zur Kunstgeschichte des Mittelalters und der Renaissance
Band 7
Herausgegeben von Joachim Poeschke

1998, 664 Seiten, 399 Abbildungen, 171 Zeichnungen, broschiert/Fadenheftung
1998, 664 pages, 399 figures, 171 diagrams, paperback/sewn

ISBN 978-3-930454-08-2
Preis/price EUR 59,–

17 × 24cm (B×H), 1330g

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Kurzzusammenfassung / short summary
Inhaltsverzeichnis / table of contents
Einleitung
Rezensionen / reviews


Kurzzusammenfassung/short summary

Der Band vereinigt Arbeiten eines der bedeutendsten Kenner romanischer Architektur. Wenn auch der Schwerpunkt von Hans Thümmlers Forschungen in Westfalen lag, so hatte er doch stets die romanische Baukunst als Ganzes im Blick. Das belegen seine beiden noch immer wichtigen frühen Aufsätze zum Kirchenbau des 11. Jahrhunderts in Italien und die Arbeiten über die Beziehungen zwischen Westfalen und dem Ostseeraum. In diesen Zusammenhang gehören auch Aufsätze zur romanischen Skulptur in Westfalen. In den Nachkriegsjahren widmete sich Thümmler besonders der karolingischen und ottonischen Architektur, die damals durch Grabungen und Bauforschungen in einem bis dahin noch nicht vorstellbaren Umfang neu ins Blickfeld trat.

Für die Beschäftigung mit westfälischer Baukunst bilden die Arbeiten Hans Thümmlers eine unverzichtbare Grundlage. Insofern die Romanik in Westfalen, wie Thümmler gezeigt hat, einen nicht unbedeutenden Anteil am Gesamtbild dieser Epoche hat, gilt dies auch über die Grenzen der Region hinaus.

* * *

This volume compiles studies of one of the most renowned scholars of romanesque architecture. Although Hans Thümmler concentrated his studies mainly on Westphalia, he always maintained an overall view of the romanesque art of construction. This is shown by both of his early articles on 11th century church construction in Italy, which are still important today, and his articles on the relationship between Westphalia and the Baltic Sea area. His articles on romanesque sculpture in Westphalia also belong in this category. After World War II Thümmler dedicated a major part of his studies to Carolingian and Ottonian architecture, which was then coming back into view in a hitherto unknown dimension due to excavations and constructional research.

Thümmlers studies provide an undispensable basis for those interested in Westphalian architecture. This also pertains to romanesque studies on the whole, for as Thümmler has shown, the influence of Westaphalian romanesque art spread far beyond this regions own borders.

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Inhaltsverzeichnis / table of contents

Vorwort
Einleitung

ROMANISCHE BAUKUNST IN ITALIEN

  • Die Kirche S. Pietro in Tuscania (1938)
  • Die Baukunst des 11. Jahrhunderts in Italien (1939)

ALLGEMEINE ARCHITEKTURGESCHICHTLICHE UNTERSUCHUNGEN, UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG WESTFALENS

  • Nationale Charaktere europäischer Kunst im Spiegel des deutschen und italienischen Sakralbaues (1951)
  • Westfälische und italienische Hallenkirchen (1958)
  • Neue Forschungen zur mittelalterlichen Archäologie in Deutschland (1972)
  • Karolingische und ottonische Baukunst in Sachsen (1964)
  • Mittelalterliche Baukunst im Weserraum (1966)
  • Die frühromanische Baukunst in Westfalen (1948)
  • Die Anfänge der monumentalen Gewölbebaukunst in Deutschland und der besondere Anteil Westfalens (1951)
  • Zisterziensische und rheinische Elemente in der spätromanischen Baukunst Westfalens (1966)
  • Die Stilbildung des Barock in der Kirchenbaukunst Westfalens (1950)

ARCHITEKTURGESCHICHTLICHE EINZEL-UNTERSUCHUNGEN, VORWIEGEND ZU ROMANISCHEN KIRCHEN IN WESTFALEN

  • Die Stiftskirche in Freckenhorst und ihre Wiederherstellung (1963)
  • Die älteste Pfarrkirche in Hagen (1951)
  • Der Gründungsbau der Hohnekirche in Soest (1959)
  • Die Margarethen-Kirche in Methler (1954)
  • Die Kirche in Marienhafe und die Andreas-Kirche in Norden (1955)

ROMANISCHE SKULPTUR IN WESTFALEN

  • Die Grabplatte des Osnabrücker Bischofs Gottschalk von Diepholz in der Klosterkirche zu Iburg (1964)
  • Ein romanisches Königshaupt aus Freckenhorst (Westfalen) (1961)
  • Ein sächsischer Bildnisgrabstein des 12. Jahrhunderts am Dom zu Münster (1966)
  • Die Patroklussäule in Soest (1967)

DIE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN WESTFALEN UND DEM OSTSEERAUM IN DER ARCHITEKTUR UND SKULPTUR DES MITTELALTERS

  • Die Bedeutung der Edelherrn zur Lippe für die Ausbreitung der westfälischen Baukunst im 13. Jahrhundert (1955)
  • St. Nicolai in Visby – eine Hallenkirche mit Stützenwechsel nach westfälischem Vorbild (1965)
  • Die Zisterzienserkirche Marienfeld in Westfalen und ihr Einfluß auf die Marienkirche in Visby und die Zisterzienserkirche in Varnhem (1967)
  • Vorstufen der zweischiffigen Hallenkirchen Gotlands (1969)
  • Rezension Voldemar Vaga, Das Problem der Raumform in der mittelalterlichen Baukunst Lettlands und Estlands, Tartu 1960 (1962)
  • Die Soest-Erwitter romanische Bildhauer-Werkstatt und ihre Ausstrahlung nach Schonen (1971)

Karte zur romanischen Baukunst in Italien
Schriftenverzeichnis Hans Thümmler
Abbildungsnachweis
Ortsregister

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EINLEITUNG

Hans Thümmler (1910–1972) zählt zu den profiliertesten Architekturhistorikern seiner Generation in Deutschland. Der Schwerpunkt seines Forschens und Lehrens lag – um es mit den Worten seines rheinischen Kollegen und Freundes Albert Verbeek zu sagen – darin, »die besondere Eigenart westfälischer Kunst, namentlich der Baukunst des Mittelalters, zu deuten und den Standort in der allgemeinen Kunstgeschichte des Mittelalters zu umreißen«. Dabei war der Wahl-Westfale aus dem Sächsischen gegen Provinzialismus gefeit. Seine Auffassung war: Wer westfälische Kunstgeschichte treibt, treibt europäische Kunstgeschichte. Das entsprang nicht einer Überschätzung der Kunst dieser Region, sondern einer auf gründlicher Kenntnis beruhenden Einsicht in die vielfältigen und wechselseitigen Verflechtungen.

Von seiner Dissertation über die Stiftskirche in Cappel bei Lippstadt her ein Kenner der romanischen Baukunst in Deutschland, hat sich Thümmler während seiner Assistentenzeit in Rom einem damals noch wenig beachteten Thema zugewandt, dem Kirchenbau des 11. Jahrhunderts in Italien. Die beiden Aufsätze von 1938 und 1939 sind trotz der seither für diesen Gegenstand aufgewendeten Forschungsarbeit noch von grundlegender Bedeutung.

Seit 1939 – mit Unterbrechung durch den Krieg – war Thümmler beim Denkmalamt in Münster für die Kunstdenkmälerinventarisation in Westfalen zuständig. Damit kehrte er in das von der Dissertation her vertraute Forschungsgebiet zurück. Die Nachkriegszeit brachte in der aufs schwerste von Kriegszerstörungen heimgesuchten Region für den Bauhistoriker ein neues Aufgabenfeld: Grabungen und Bauuntersuchungen während des Wiederaufbaus der beschädigten und zerstörten Kirchen.

Eine bis dahin nahezu unbekannte Welt des vorromanischen Kirchenbaues tat sich auf. Heute ist nicht mehr leicht nachzuvollziehen, unter welch kärglichen Bedingungen, mit welchen unendlichen Mühen und Opfern nicht nur Wissenschaftler, sondern, wechselseitig motiviert, viele andere sich dieser entsagungsvollen Arbeit widmeten und sie förderten und mit welchem Enthusiasmus die neuen Grabungsergebnisse aufgenommen wurden. Aus der Sicht unserer Tage, ein halbes Jahrhundert danach, scheint der Kontrast zwischen dem damals allgegenwärtigen Mangel am Nötigsten und dem, daran gemessen, erstaunlich großen Aufwand für scheinbar »nutzlose« Forschungen so beträchtlich, daß man sich gedrängt sieht, nach Erklärungen zu suchen. Hat es etwas mit der Situation jener Zeit zu tun, in der nach der geistigen und materiellen Katastrophe, die das »Dritte Reich« herbeigeführt hatte, der neue Blick in eine große Vergangenheit so viele Menschen fesseln und über die Misere des Nachkriegsalltags erheben konnte?

Es ist Thümmler mit an vorderster Stelle zu verdanken, wenn die archäologische Bauforschung als ein bedeutendes Arbeitsgebiet in das Bewußtsein sowohl der wissenschaftlichen Fachwelt wie einer breiteren Öffentlichkeit eindrang und wenn Westfalen dabei im Vergleich mit anderen Regionen eine wichtige Stellung erlangte. Eine wesentliche Rolle kam der Berichterstattung zu, sei es in knapper Mitteilung, ausführlichem Bericht oder zusammenfassendem Überblick. Dabei bemühte sich Thümmler, über das Detail hinaus stets das Wesentliche zu erfassen und zu vermitteln.

Wenn heute nach kritischer Revision und nach bedeutender Vermehrung des Materials über Jahrzehnte hinweg die Forschungsergebnisse der Nachkriegszeit vielfach anders, differenzierter beurteilt werden, so liegt das nicht zum wenigsten daran, daß damals erst, häufig im heftigen Widerstreit der Meinungen, die methodischen Grundlagen für das neue Forschungsgebiet erarbeitet wurden. Noch immer gehören aber die Arbeiten jener Jahre zu den wichtigsten Bausteinen der archäologischen Forschung zur Architektur des frühen und hohen Mittelalters.

Frühere Ansätze der Forschung fortführend, hat Thümmler auch die »klassischen« Themen der westfälischen Romanik weiterbearbeitet: die Wölbung, die Hallenkirchen und die Herausbildung einer spätromanischen Sonderentwicklung, als deren führenden Bau er die Zisterzienserkirche Marienfeld herausstellte. Aber nicht nur, was Westfalen an Eigenem hervorbrachte und was es von seinen auswärtigen Vorbildern empfing, war sein Thema, sondern auch die gebende Rolle, sei es im Hinblick auf das benachbarte Friesland oder auf Schweden mit Gotland und den baltischen Raum. Der vergleichsweise kurze Aufsatz über die Bedeutung der Edelherrn zur Lippe für die Ausbreitung der westfälischen Baukunst im 13. Jahrhundert mit dem Hinweis auf unmittelbare Beziehungen zwischen der Kapitellplastik in Lippstadt und in Riga gehört zu seinen meistzitierten Arbeiten. Bei der Erforschung der westfälisch-schwedischen Beziehungen erwuchs auch Thümmlers Interesse an romanischer Skulptur, zu der er mehrere Aufsätze vorlegte.

Die zeitliche Grenze des Mittelalters wurde mit einem Festschriftbeitrag von 1950 zur Kirchenbaukunst des Barock in Westfalen überschritten. Nur ein Inventarisator und profunder Kenner der Region konnte diesen Überblick schreiben und damit ein ergiebiges Thema eröffnen, wie die zahlreichen seither erschienenen einschlägigen Arbeiten zeigen. Manches in diesem Beitrag Angesprochene ist seither noch nicht wieder aufgegriffen worden.

Thümmlers Lebenswerk blieb unvollendet. Nicht nur, daß eine Monographie zur Baugeschichte des Mindener Domes auf Grund der Nachkriegsentdeckungen Desiderat blieb. Es bestand ein Plan, gemeinsam mit zwei befreundeten Kollegen eine westfälische Kunstgeschichte zu schreiben. Man muß bedauern, daß sie ungeschrieben blieb, denn in einer inzwischen gewandelten Wissenschaftssituation wird ein vergleichbar geschlossenes Konzept auf längere Zeit hin kaum zu verwirklichen sein. Manche Aufsätze und Monographien lassen sich als Einzelstudien und Zwischenbilanzen auf dem Wege zu einer umfassenden Darstellung der Architektur des Mittelalters in Westfalen sehen. Wie schon in seinen Arbeiten zur italienischen Baukunst suchte Thümmler über den Vergleich von Einzelformen und architektonischen Motiven hinaus den geformten Raum selbst mit den Mitteln der Stilanalyse zu erfassen und zu vergleichen. Gegenüber den in der kunstgeographischen Arbeitsweise vorkommenden Einseitigkeiten hielt er sich bedachtsam zurück. Über die reine Formbetrachtung hinaus war ihm die Rückbindung an konkrete historische Gegebenheiten wichtig.

In den vergangenen 25 Jahren ist die Forschung vor allem an einzelnen Objekten vorangetrieben worden. Einiges, etwa die Früherdatierung der Stiftskirche zu Vreden und die Entdeckung einer älteren Bauphase des 11. Jahrhunderts in den Ostteilen der Stiftskirche in Freckenhorst, hat Thümmler selbst mit diskutiert, bereit, angesichts neuer, überzeugender Argumente frühere Auffassungen zu revidieren. Das Bild der Entwicklung ist differenzierter geworden, Brüche und Sonderwege kommen mehr in den Blick. Man wird also nicht umhin können, eines Tages auf einer erneuerten Basis die Frage nach den Charakteristika einer landschaftlich geprägten Baukunst, ihren Entstehungsbedingungen und ihren Auswirkungen, in ihrer Komplexität neu wieder aufzunehmen. Ausgangspunkt werden dann die in diesem Band vorliegenden Einzelstudien, besonders aber die zusammenfassenden Übersichten sein, deren Kenntnisreichtum Maßstäbe gesetzt hat.

In einer Sammlung von Aufsätzen kommt naturgemäß kaum zum Ausdruck, was über wissenschaftliche Publikationen hinaus das Lebenswerk ausmacht. Deshalb sei mit knappen Worten an einiges erinnert, zum Beispiel an Thümmlers Wirken als anregender Hochschullehrer und an die ungewöhnliche Beredsamkeit, mit der er in öffentlicher Rede oder im kleinen Kreis Begeisterung für seine Themen zu erwecken wußte. Diese stand ihm auch zu Gebote, wenn er mit klarem Konzept und großer Argumentationskraft für die Anliegen der Denkmalpflege auftrat, oft auch als auswärtiger Gutachter. Von Thümmlers Wirken als Denkmalpfleger und von den ihn leitenden Zielvorstellungen zeugt in diesem Band der Aufsatz über Freckenhorst. Im Vergleich mit heutiger Theorie und Praxis der Denkmalpflege werden die Wandlungen deutlich, die sich im Wechsel der Generationen vollzogen haben. Sie beruhen kaum auf anderen Grundsätzen, sondern auf der Art und Weise der Anwendung dieser Grundsätze, vor allem auf der Ausweitung des Denkmalbegriffs und damit der Geltung denkmalpflegerischer Grundsätze auf neuen Gebieten. So fände die Beseitigung einer geschlossenen historistischen Ausstattung zugunsten der Freilegung romanischer Wände heute keine Zustimmung mehr. Andererseits nähern sich denkmalpflegerisch konzipierte Gestaltungen aus der von Thümmler mitbestimmten Zeit heute bereits potentiell dem Status »denkmalwert«. Die Antworten auf die Frage »was ist das wirkliche Wesentliche?« ändern sich im Kontext der Lebenserfahrungen der Generationen, in der Denkmalpflege wie in der Forschung. Gleich bleibt, das zeigt der Rückblick, der hohe Anspruch und der Ernst, mit dem sich die Frage immer aufs neue stellt.

Uwe Lobbedey

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Rezensionen / reviews

Studi Medievali – Rivista delle Fondazione Centro Italiano di Studi sull'Alto Medioevo
3a seria / anno XLIV / fasc. II – Dicembre 2003, pp. 706–709

»... pur preponderanti le parti dedicate all'architettura, il testo e il magnifico apparato fotografico non mancano di illustrare la pittura murale o la scultura nei suoi vari supporti ...«

(Francesca Dell'Acqua)

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