Kurzzusammenfassung / short summary:
Die großformatigen, bemalten Kreuztafeln (croci
dipinte) gelten als eine der bedeutendsten Bildfindungen
des italienischen Mittelalters. Sie prägten als
zentrale Elemente der Ausstattung die Innenräume
zahlreicher Kirchen vor allem in den mittleren und
nordöstlichen Regionen Italiens. Der überlieferte
Bestand weist dabei das 14. Jahrhundert als eigentliche
Blütezeit der Tafelkreuze aus, die gleichwohl noch
nicht als solche erkannt wurde. Die vorliegende Studie
erfasst und analysiert zum ersten Mal zusammenhängend
die Kreuze des 14. Jahrhunderts, gestützt auf eine
umfassende, auch bildliche Dokumentation der zahlreich
erhaltenen Werke.
Am Anfang steht das berühmte Tafelkreuz Giottos
für Santa Maria Novella in Florenz, mit dem sowohl aus
konzeptueller als auch aus ästhetischer Sicht ein
Wandel der bildlichen Darstellung des Gekreuzigten in der
italienischen Malerei eingeleitet wurde. In Giottos
Neukonzeption und den nachfolgenden Werken mit ihrer
nachdrücklichen Körperlichkeit wurde
Authentizität durch die wirklichkeitsimitierende
Veranschaulichung des Leibes Christi vermittelt und als
visuelle Erfahrung zugänglich gemacht. Dabei war
zunehmend das Bedürfnis nach anschaulicher Darstellung
des Leidens Christi prägend, welche einer affektiven
Kontemplation Vorschub zu leisten vermochte. Die Frage nach
dem Wandel der Bildkonzepte des Gekreuzigten und deren
Wirkung und Rezeption durch Auftraggeber, Künstler und
ihrer Wirkung auf den zeitgenössischen Betrachter ist
folglich nicht nur für die Bildgattung selbst relevant,
sondern berührt zugleich das Problem der Anfänge
und Verbreitung der Kunst Giottos und somit auch der
frühen italienischen Malerei insgesamt. Wie bei den
hier ebenfalls in den Blick genommenen Tafelkreuzen der Zeit
vor Giotto stellt sich die Entwicklung im
14. Jahrhundert als komplexer Vorgang dar, in der den
Künstlern und auch den Auftraggebern diverse
Gestaltungsoptionen zur Verfügung standen.
Die Untersuchung der Tafelkreuze aus den
vielfältigsten Blickwinkeln heraus zielt darauf, die
spezifischen kulturellen Aufgabenstellungen der Bilder zu
ergründen und in dem dynamischen Prozess ihrer
verschiedenen Abwandlungen zu verfolgen. Das gesamte
Spektrum der italienischen Tafelkreuze wird somit nicht nur
durch den ausführlichen Katalog mit über
290 Katalogeinträgen, sondern auch durch den
methodischen Zugriff in seiner ganzen Breite grundlegend
fassbar.
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Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung und Forschungsgeschichte
-
Giotto und die croci dipinte
Zum Bestand an Tafelkreuzen des Trecento
Forschungsstand und Forschungsfragen
2. Die Darstellung des Gekreuzigten auf italienischen
Tafelkreuzen vor Giotto
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2.1 Tafelkreuze mit Darstellung des Christus vivens und Christus triumphans
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Einleitung
Luccheser Tafelkreuze
Die Christusikonographie der frühen Tafelkreuze
2.2 Die Etablierung des byzantinischen Christus patiens durch die Franziskaner
-
Einleitung
Erste Tafelkreuze mit Darstellung des toten Christus
Das verlorene Tafelkreuz Giunta Pisanos in der Oberkirche
von San Francesco
Signifikanz der neuen Christusikonographie
Fazit
2.3 Das Tafelkreuz Cimabues für Santa Croce
-
Einleitung
Die künstlerische Gestaltung der Bildtafel
Die Gestaltung des Gekreuzigten
Die künstlerische Stellung des Werkes und Datierungsfragen
Die Erscheinung des Körpers Christi und die Frage nach
potentiellen Vorlagen
Der Franziskanerorden als Auftraggeber des Werkes
Der transparente Lendenschurz als Zeichen der Nacktheit
Christi
Fazit
3. Giottos Tafelkreuz für Santa Maria Novella in
Florenz
-
3.1 Die künstlerische Gestaltung des Werkes
-
Der Bildträger und daran vorgenommene Eingriffe
Die Komposition der Christusfigur
Beschreibung und Analyse des Kruzifixes
Analogien und Divergenzen zu Cimabues Kruzifix von Santa
Croce
Die künstlerische Stellung des Werkes
Zur Frage der Datierung des Tafelkreuzes
3.2 Die Ikonographie des Kruzifixes
-
Der Kruzifixus in einer neuen Form des Christus
patiens
Die Gestaltung der Christusfigur, der Drei-Nagel-Kruzifixus und die Frage nach möglichen Vorlagen und Vorstufen
3.3 Zur Frage der ursprünglichen Aufstellung des Kreuzes in Santa Maria Novella: Dinanzi a l'altare magiore oder inter chorum et ecclesiam laicorum?
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Einleitung
Bauhistorische Aspekte der Kirche
Schriftliche Quellen
Am Bildträger ablesbare Voraussetzungen zur Aufstellung
Der Baubefund
Die Sichtbarkeit des Kreuzes in der Kirche
3.4 Corpus perfectum: Der Florentiner Dominikanerorden als Auftraggeber
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Einleitung
Theologischer Gehalt und Zielpublikum
Theologisch motivierte Aspekte der Darstellung Giottos
4. Die Verbreitung von Tafelkreuzen des neuen Typus des
Gekreuzigten durch Giotto
-
4.1 Das Tafelkreuz für San Francesco in Rimini
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Einleitung
Zur Beschaffenheit des Bildträgers
Die veränderte Konzeption der Christusfigur
Die verlorenen Trauerfiguren
Die franziskanischen Auftraggeber und der neue Typus des
Gekreuzigten
Die Bewertung der Unterschiede in den Christusfiguren der Tafelkreuze Giottos
4.2 Das Tafelkreuz der Scrovegni-Kapelle in Padua
-
Einleitung
Der ehemalige Standort des Tafelkreuzes
Die künstlerische Gestaltung des Kreuzes
4.3 Zur Frage der Tafelkreuze der »Giottowerkstatt« und das Kreuz in San Felice
-
»Giotto« – »Giottowerkstatt«
Modifikationen im Tafelkreuz von San Felice in Piazza
4.4 Das Tafelkreuz der Florentiner Ognissanti-Kirche
-
Einleitung
Der Bildträger des Kreuzes
Veränderungen bei der Gestaltung der Christusfigur
Die Ikonographie des Tafelkreuzes
Die künstlerische Stellung des Ognissanti-Kreuzes
5. Tafelkreuze im Kontext der Orden und privater Stiftung
-
Einleitung
5.1 Tafelkreuze der Ordensgemeinschaften in mittelitalienischen Städten
-
Einleitung
Siena
Die Situation in Padua
Rimini und das Tafelkreuz von Sant'Agostino
Florenz – Zentrum der trecentesken
Tafelkreuzproduktion
Trecenteske Tafelkreuze der Humiliaten und Franziskaner in
Florenz
Das Kreuz aus San Donato in Polverosa bei Florenz
5.2 Tafelkreuze der Ordensgemeinschaften in einer ländlichen Region: Romagna und nördliche Marken
-
Einleitung
Die Tafelkreuze in Talamello und Mercatello sul Metauro
Weitere Tafelkreuze im Rimineser Hinterland
5.3 Laien als Stifter von Tafelkreuzen in Florenz und Umgebung
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Einleitung
Das Tafelkreuz der Familie Da Filicaia für die Kirche
der Benediktinerinnen von San Pier Maggiore
Das Tafelkreuz in der Silvestrinerkirche San Marco
Florentiner Familien als Stifter von Tafelkreuzen außerhalb der Stadtgrenzen: San Quirico und San Giorgio in Ruballa
5.4 »Se l'avesse disegnato Giotto, non si potrebbe migliorare«: ein Auftrag des Prateser Kaufmanns Francesco di Marco Datini
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Einleitung
Die Korrespondenz Datinis
Die Aufstellung des Kruzifixes in San Francesco in Prato
5.5 Fazit
6. Nachahmung, Modifikation und Abkehr von der giottesken
Darstellungsweise
-
6.1 Typus und Wirklichkeitsillusion bei der Darstellung Christi als Ausgangspunkte der Rezeption
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Der neue Typus in Tafelkreuzen mit sichtbar dugentesker
Maltradition
Gab es ursprünglich ein Tafelkreuz Giottos in Assisi?
6.2 Thematisierung des Leidens Christi
-
Einleitung
Die seitlichen Trauerfiguren
Kreuznägel, Wunden und Dornenkrone
Das Gesicht Christi
Die deformitas des Körpers Christi
Der gemarterte Christus
6.3 Innovation und Tradition: giotteske und byzantinisierende Kruzifixtypen im Veneto
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Padua und die Rezeption des Kruzifixes Giottos
Tafelkreuze venezianischer Künstler
6.4 Der Typus der als Figurentafeln gestalteten Kruzifixe und allgemeiner Rückgang der Tafelkreuzproduktion
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Einleitung
Die Figurentafel Pietro Lorenzettis im Museo Diocesano in
Cortona
Als Figurentafeln gestaltete Kruzifixe des späteren
Trecento
Die Figurentafeln Lorenzo Monacos
Der Rückgang der Tafelkreuzproduktion
7. Die Tafelkreuze und der gläubige Betrachter
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7.1 Tafelkreuze im Ausstattungsprogramm der mittelalterlichen italienischen Kirchen
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Einleitung
Tafelkreuze an Altären
Auf Balken aufgestellte Tafelkreuze
Auf Lettnern aufgestellte Tafelkreuze
Frei hängende Tafelkreuze
Kirchen mit zwei Tafelkreuzen
Tafelkreuze im Verbund mit weiteren Tafelbildern auf Balken und Lettnern
7.2 Tafelkreuze als Verbildlichung der realen Präsenz Christi im anbetenden Schauen der Eucharistie?
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Einleitung
Die Angleichung des Kreuzbildes auf das sich am Altar
erneuernde Kreuzopfer
Realpräsenz und Körperlichkeit in der Darstellung des Gekreuzigten
7.3 Imitatio crucis: Betrachtung und Kreuzandacht
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Einleitung
Publikum und Rezeption früher Tafelkreuze
Beziehungen zwischen Tafelkreuzen und Reliquien
Kreuzandacht, passionsmystische Präsenzerfahrung und devotio popularis
8. Schlussbemerkungen
Katalog
-
Vorbemerkung zu den Verzeichnissen
I. Verzeichnis der monumentalen Tafelkreuze des Trecento
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Tafelkreuze in Kirchen und öffentlichen Sammlungen
Tafelkreuze im Privatbesitz
Tafelkreuze mit unbekanntem Verbleib
II. Verzeichnis der Fragmente und verschollenen Tafelkreuze des Trecento
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Kreuzfragmente
Kreuzfragmente im Privatbesitz
Zerstörte Tafelkreuze des Trecento
In Quellen erwähnte Tafelkreuze des Trecento
Moderne Nachbildungen trecentesker Tafelkreuze
III. Auswahl einiger Figurentafeln des frühen
Quattrocento
IV. Addenda
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen
Register
-
Register zum Katalog
Kirchenträger/Auftraggeber
Ikonographie
Künstler und Zuschreibungen
Personenregister
Ortsregister
Sachregister
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