Aus dem Inhalt / from the book:
Inhaltsverzeichnis / table of contents
Einleitung (Auszug)
Inhaltsverzeichnis / table of contents
Fortuna critica und Darlegung des Forschungsvorhabens
Giovan Francesco Rustici im Lichte der Vita Giorgio Vasaris
Überlegungen zu Rusticis Ausbildung und Werdegang
Das Kenotaph des Dichters Giovanni Boccaccio in Certaldo
Die Kapellenausstattung der Villa Salviati in Fiesole
Rusticis Madonnenbildnisse
-
- 1 Der Madonnentondo für die Arte della Seta
- 2 Das Berliner Madonnenbildnis
- 3 Die Madonna Fontainebleau
Exkurs: Weitere Rustici zugeschriebene Madonnenbilder und das Andachtsbild
aus der Sammlung Schlichting im Louvre
Die Darstellung des Noli me tangere für das Nonnenkloster San Luca in
Via San Gallo
Die Täufer-Gruppe für das Florentiner Baptisterium
Die Johannes-Statue in Boston
Die Reiterkampfgruppen aus Terracotta
Rustici als Bronzebildner im Dienst der Medici
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- 1 Zum Brunnenschmuck im Garten des Palazzo Medici
- 2 Zum geplanten David für den Cortile des Palazzo Medici
Der Cortile der Villa Salviati in Fiesole
Letzte Zeugnisse in Florenz
Zum Projekt für ein bronzenes Reiterbildnis zu Ehren König Franz’ I.
Rustici und Antonio Mini
Das Grabmal des Fürsten Alberto III. Pio da Carpi
Der bronzene Apoll Pythius
Die letzten Lebensjahre in Frankreich - »[...] che tutto sia messo ne
l’oblivione«
Zusammenfassung und Bewertung von Rusticis künstlerischem
Schaffen
Literaturverzeichnis
-
1 Unpublizierte Quellen
2 Publizierte Quellen
3 Sekundärliteratur
Abbildungsverzeichnis
Abbildungen
Abbildungsnachweis
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EINLEITUNG
(Auszug)
Bereits 1504 wurde der Florentiner Bildhauer Giovan
Francesco Rustici (1475–1544) in dem Traktat über die
Skulptur des Pomponius Gauricus gemeinsam mit Benedetto da
Maiano, Michelangelo und Andrea Sansovino zu den
herausragenden zeitgenössischen Bildhauern in Florenz
gezählt. Giorgio Vasari ließ Rustici in der zweiten Ausgabe
seiner »Vite de' più eccellenti pittori, scultori e
architettori« (1568) eine ausführliche Würdigung zuteil
werden. Rustici, der laut Vasari von adeligem Geschlecht und
vermögend war, habe nach Belieben gearbeitet, auch andere
Interessen gepflegt und bevorzugt Arbeiten für private
Auftraggeber ausgeführt, welche ihm zumeist freundschaftlich
zugewandt gewesen seien. Darüber hinaus weiß Vasari von
einer Vielzahl hochrangiger Werke in Terracotta, Marmor und
Bronze sowie von einigen Gemälden zu berichten. Den
Höhepunkt in Rusticis Florentiner Schaffenszeit bildeten die
zwischen 1506 und 1511 entstandenen monumentalen bronzenen
Figuren über dem Nordportal des Florentiner Baptisteriums -
»le più perfette e meglio intese [i.e. statue] che siano
state mai fatte di bronzo di maestro moderno«. Mit der
Vertreibung der Medici verließ auch Rustici, vermutlich im
Jahr 1528, die Stadt und ging nach Frankreich, wo er am Hof
König Franz' I. aufgenommen wurde. Vom französischen
Aufenthalt Rusticis hat Vasari, abgesehen von einem Projekt
für ein Reitermonument, nur geringe Kenntnis.
...
Deutlich wird, daß eine umfassende monographische Würdigung
zu Rustici noch aussteht, die eine differenzierte
stilkritische Auseinandersetzung mit dem gesicherten und
insbesondere mit dem ungesicherten Werk Rusticis bietet, die
dabei den ihm eigenen Stil berücksichtigt und die Einflüsse
anderer Künstler in die Analyse mit einbezieht. Ferner
besitzt man, abgesehen von Vasaris Vita, kaum detaillierte
Informationen über die Kreise, mit denen Rustici
freundschaftlich verkehrte; von besonderem Interesse sind
hier Nachforschungen über die Compagnia del Paiuolo und die
Compagnie della Cazzuola, denen Rustici als einer der
führenden Köpfe angehörte und deren ausgelassene Feste
Vasari ausführlich schildert. Evident ist zudem, daß die
systematische Durchsicht von Quelleneditionen und
archivalischen Notizen zu Rustici in Frankreich im
allgemeinen und hinsichtlich der ihm dort zugeschriebenen
Werke fast vollkommen fehlt.
Daß eine monographische Behandlung des Künstlers bisher
ausblieb, liegt vor allem in der Forschungsgeschichte selbst
begründet, die Rustici zu Unrecht in den Schatten Leonardos
verbannte und seine Position im ersten Drittel des 16.
Jahrhunderts in Florenz sowie seine Stellung als königlicher
Bronzebildner am Hof König Franz' I. nicht angemessen
berücksichtigte. Erschwerend kommt hinzu, daß Vasari nur
geringe Kenntnis der französischen Arbeiten Rusticis hatte.
So gelten die von der Forschung akzeptierten Zuschreibungen
vorwiegend Objekten, die überzeugend mit von Vasari
zitierten Werken der Florentiner Zeit identifiziert werden
konnten. Die scheinbare Heterogenität des kleinen erhaltenen
Œuvre erschwerte zudem die Erfassung des Eigenstils des
Künstlers. Gleichzeitig mit der vorliegenden Arbeit wurde
eine weitere wissenschaftliche Abhandlung monographischen
Zuschnitts zu Giovan Francesco Rustici von Philippe Sénéchal
verfaßt und 2003 an der Sorbonne als Habilitationsschrift
eingereicht. Da diese nach Auskunft des Verfassers einen
Catalogue raisonné beinhaltet, wurde hier auf einen solchen
verzichtet. Als methodischer Zwischenschritt ist hier jedoch
eine sorgfältige Untersuchung aller in der Forschung
diskutierten Objekte vorauszusetzen. Die hier behandelten
Werke konstituieren meiner Einschätzung nach das Œuvre
Rusticis. Lediglich in den Fällen, in denen meine Ansicht
bedeutend von der üblichen Forschungsmeinung abweicht,
werden aus dem Gesamtwerk auszusondernde Objekte besprochen.
Neben der für eine Künstlermonographie zentralen Frage nach
der stilistischen Entwicklung des Künstlers und seiner
Position innerhalb der Geschichte der italienischen und
französischen Skulptur des 16. Jahrhunderts sollen, um den
Werken an sich gerecht zu werden, auch typologische,
ikonographische und auftraggeber- und
funktionsgeschichtliche Gesichtspunkte beleuchtet werden.
Die Anlage der Kapitel erfolgte chronologisch.
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