Aus dem Inhalt / from the book:
(Siehe
auch das PDF mit ausgewählten Originalseiten aus dem Buch/
also see the PDF with selected original pages from the book)
Kurzzusammenfassung/short summary
Inhaltsverzeichnis / table of contents
Einleitung
Zusammenfassung
Résumé en Français
Kurzzusammenfassung/short summary
Die Kathedrale von Rouen, Krönungsort und Grablege
der normannischen Herzöge sowie Metropolitankirche der
Normandie, gehört zu den großen gotischen
Kirchenneubauten des beginnenden 13. Jahrhunderts in
Frankreich. Doch das lange Ringen zwischen
französischer und englischer Krone um die Herrschaft
über die Normandie, welches 1214 in ihrer kriegerischen
Eroberung durch Philipp II. Augustus gipfelt,
hinterläßt in der Baugeschichte der Kathedrale
ebenso Spuren wie der innerstädtische Rouenneser
Machtkampf zwischen Klerus und erstarkendem Bürgertum.
Ein wechselhafter Bauverlauf mit vielfachen Umplanungen
führt zu eigenwilligen Lösungen, in denen sich
zugleich die spannungsvolle Auseinandersetzung zwischen
normannischer Bautradition und Einflüssen der Hochgotik
der Île-de-France manifestiert.
Ausgehend von bauarchäologischen und archivalischen
Untersuchungen wird die komplexe Baugeschichte der
Kathedrale rekonstruiert. Die verschiedenen Bauphasen mit
den sie jeweils prägenden architektonischen
Charakteristika und Stilmerkmalen zeigen sich im
kunsthistorischen Umfeld der Normandie eingebunden in ein
dichtes Geflecht wechselseitiger Beziehungen zu anderen
Großbaustellen. Fragen nach den verantwortlichen
Baumeistern, Auftraggebern und Stiftern sowie der
liturgischen Nutzung schließen sich an. Die Kathedrale
von Rouen erweist sich als facettenreicher Spiegel einer
traditionsreichen Kunstlandschaft in historischen
Umbruchszeiten.
[nach oben / top]
Inhaltsverzeichnis / table of contents
Vorwort
Einleitung
- 1 Geschichte und Stand der Forschung zur Kathedrale von Rouen
2 Quellenlage zum Kathedralbau
3 Restaurierungsgeschichte
Historische Einführung
- 1 Die Kirche von Rouen in Spätantike und frühem Mittelalter
2 Die Zeit des normannischen Herzogtums bis zum 12. Jahrhundert
3 Das historische Umfeld zur Zeit des Kathedralneubaus im 12. und 13. Jahrhundert
- 3.1 Die normannischen Herzöge
3.2 Zur Situation von Kirche und Klerus
3.3 Stadt und Bürgerschaft von Rouen
Zur Lage, Topographie und Entwicklung des Kathedralkomplexes
Die Vorgängerbauten der Kathedrale von Rouen
- 1 Der Kathedralkomplex im frühen Mittelalter
- 1.1 Schriftliche Quellen
1.2 Archäologische Quellen und Baubefund
1.3 Der Kathedralkomplex in frühchristlicher und vorromanischer Zeit
- 2 Die Kathedrale des 11. Jahrhunderts
- 2.1 Schriftliche Quellen
2.2 Ausgrabungsergebnisse und Baubefund der romanischen Kathedrale
- Die romanische Krypta – Zum Kathedralbau des 11. Jahrhunderts – Die romanische Krypta – Zum Kathedralbau des 11. Jahrhunderts
- 2.3 Zu den Annexbauten der romanischen Kathedrale
Der Romanusturm (Tour Saint-Romain)
- 1 Quellenlage – Zum sogenannten Karrenkult
2 Lage und Beschreibung
3 Zur entwicklungsgeschichtlichen Stellung und Datierung des Romanusturmes
4 Zum Verbindungsbau zwischen Romanusturm und Kathedrale
5 Zur Funktion und Bedeutung des Romanusturmes
Der gotische Kathedralbau
- 1 Schriftliche Quellen aus der Zeit des Kathedralbaus
2 Heutiger Baubestand der Kathedrale und Rekonstruktion des Zustands im 13. Jahrhundert
3 Bauanalyse – Zur Definition der Bauphasen und -abschnitte
4 Die erste Langhausphase (Fassadenphase)
- 4.1 Anlage und Beschreibung
4.2 Rekonstruktion der gleichzeitigen Langhausplanung
4.3 Bauskulptur und Ikonographie der Westportale
4.4 Zur entwicklungsgeschichtlichen Stellung der Bauskulptur der Westportale
- 5 Die zweite Langhausphase
- 5.1 Erster Bauabschnitt der zweiten Langhausphase
5.2 Zweiter Bauabschnitt der zweiten Langhausphase
5.3 Dritter Bauabschnitt der zweiten Langhausphase
5.4 Vierter Bauabschnitt der zweiten Langhausphase
5.5 Bedeutung und Charakterisierung der zweiten Langhausphase
- 6 Die dritte Langhausphase
- 6.1 Erster Bauabschnitt der dritten Langhausphase
6.2 Zweiter Bauabschnitt der dritten Langhausphase
6.3 Charakterisierung der dritten Langhausphase
- 7 Vierte Langhausphase: die östlichen Langhausjoche
- 7.1 Charakterisierung der vierten Langhausphase
- 8 Querhaus- und Chorbauphase
- 8.1 Rekonstruktion der ursprünglichen Querhausfassaden
8.2 Bauabfolge der Ostteile
8.3 Erster Bauabschnitt: westliche Vierungspfeiler
8.4 Zweiter Bauabschnitt: Nordwestquerhaus
8.5 Dritter Bauabschnitt: Südwestquerhaus
8.6 Vierter Bauabschnitt: Kapellenanbau am Nordquerhaus
8.7 Fünfter Bauabschnitt: östliche Querhauspfeiler
8.8 Sechster Bauabschnitt: Querhausostwand und Chorumgang
8.9 Letzter Bauabschnitt: Der Hochchor
8.10 Charakterisierung der Ostteile
- 9 Letzte Bauphase: Vierungsturm, Fertigstellung der Westfassade und der Querhaustürme
Entwicklungsgeschichtliche Stellung der Kathedrale von Rouen
- 1 Analyse der einzelnen Bauelemente
- 1.1 Zum Grundriß des Langhauses: Längenerstreckung und Jochanzahl
1.2 Der Aufriß des Langhauses
- Die Scheinemporen – Das Langhaustriforium mit Segmentbogenabdeckung – Obergaden mit geschoßverbindender vorgestellter Arkatur – Geschoßproportionierung des Langhauses – Die Scheinemporen – Das Langhaustriforium mit Segmentbogenabdeckung – Obergaden mit geschoßverbindender vorgestellter Arkatur – Geschoßproportionierung des Langhauses
- 1.3 Pfeiler- und Vorlagenstrukturen des Langhauses
1.4 Bauskulptur des Langhauses
1.5 Grundriß der Ostteile und Chorschluß
1.6 Aufriß und Detailformen von Chor und Querhaus
- Der Hochchor – Chorumgang und Querhaus – Der Hochchor – Chorumgang und Querhaus
- 1.7 Der Vierungsturm
1.8 Fassadengestaltungen und Äußeres
- Westfassade – Der ursprüngliche Außenbau der Kathedrale – Die sogenannte Kapelle am Nordquerhaus
- 2 Die Stellung der Kathedrale innerhalb der gotischen Architektur der Normandie
- 2.1 Die Kathedrale von Rouen und die Stiftskirche Notre-Dame-et-Saint-Laurent in Eu
2.2 Das Langhaus der Abteikirche von Fécamp
2.3 Das Langhaus der Kathedrale von Coutances
2.4 Der Chor von Saint-Etienne in Caen
2.5 Die Kathedrale von Lisieux
2.6 Die Nachfolge der Kathedrale von Rouen
- Saint-Sauveur in Les Andelys (Petit-Andely)
- 3 Zusammenfassung
Kathedralbau und Liturgie
- 1 Liturgische Quellen
2 Altar- und Kapellenpatrozinien
3 Zur liturgischen Nutzung der Architektur
Zusammenfassung der Ergebnisse
- 1 Die Bauzeit der Kathedrale
- 1.1 Der Romanusturm
1.2 Der Neubau der Kathedrale
1.3 Die Bedeutung des Brandes im Jahr 1200 für den Kathedralbau
1.4 Zu den originalen Glasfenstern der Kathedrale
- 2 Die Baumeister der Kathedrale von Rouen
3 Auftraggeber und Finanzierung der Kathedrale
- 3.1 Die Rolle des Kapitels und der Erzbischöfe von Rouen
3.2 Beziehungen der Herzöge der Normandie und des französischen Königs zur Kathedrale
3.3 Stiftungen seitens der Bürger
- 4 Schlußwort
Résumé en français
Anhang
- 1 Die Kathedrale als Grablege normannischer Herzöge
2 Zum Bischofsgrabmal im nördlichen Chorumgang
3 Daten zur Baugeschichte der Kathedrale nach Abschluß des hochgotischen Neubaus
4 Liste der Erzbischöfe von Rouen
5 Quellenmaterial
- 5.1 Auswahl für die Baugeschichte wichtiger Quellen
5.2 Aufbewahrungsorte und Auswahl der Archivalien
- 6 Zur Restaurierungsgeschichte der Kathedrale
- 6.1 Aufbewahrungsorte der Restaurierungsunterlagen
6.2 Chronologie der wichtigeren Maßnahmen
6.3 Leitende Architekten
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
- 1 Abkürzungen nicht edierter Quellen
2 Quellensammlungen und edierte Handschriften
3 Monographien und Aufsätze
Abbildungsnachweis
Personenregister
Ortsregister
[nach oben / top]
EINLEITUNG (Auszug)
Die im Herzen der alten Seinemetropole und ehemaligen
Hauptstadt des normannischen Herzogtums gelegene Kathedrale
von Rouen ist heute zumeist eher durch ihre
außergewöhnliche spätgotische
Fassadenbildung, festgehalten in den impressionistischen
Bildstudien Monets, als durch den eigentlichen hochgotischen
Kathedralbau selbst bekannt. An der Wende vom 12. zum
13. Jahrhundert in einer relativ kurzen Bauzeit an der
Stelle eines romanischen Vorgängerbaus errichtet,
gehört sie jedoch zu den großen gotischen
Kathedralbauten Frankreichs. Als Sitz des Erzbischofs der
Normandie und zunächst noch in der Funktion als
Krönungskirche der normannischen Herzöge begonnen,
fiel ihre Entstehung in eine politisch äußerst
wechselvolle Zeit der Auseinandersetzungen zwischen dem
englisch-normannischen Machtbereich und der
französischen Krone. Erst die Eroberung Rouens durch
Philipp II. Augustus im Jahr 1204 beziehungsweise der
Normandie insgesamt in der Schlacht bei Bouvines 1214
brachte eine Entscheidung.
Gemessen an ihrem ursprünglichen Rang und ihrem
spannungsreichen historischen Umfeld erfuhr die Kathedrale
von Rouen bis heute in der kunsthistorischen Forschung
vergleichsweise wenig Beachtung. Dies liegt wohl einerseits
an der seit dem 19. Jahrhundert vorherrschenden
allgemeinen Vorliebe für die Gotik der
Île-de-France beziehungsweise der romanischen
Architektur in der Normandie; erst in jüngerer Zeit
verstärkte sich das Interesse auch für die
gotische Baukunst der Normandie. Andererseits fand die
Kathedrale von Rouen vermutlich aufgrund ihrer
ästhetischen Eigenheiten wenig Berücksichtigung,
wobei ein Hauptproblem stets die Beurteilung des Langhauses
bildete. Sein ungewöhnlicher viergeschossiger
Aufriß, dessen Eindruck vor allem von der Form der
Scheinemporen sowie der Lösung der Triforienzone mit
der augenfälligen Segmentbogenreihung dominiert wird,
mußte für eine durch die Gotik der
Îe-de-France geprägte Betrachtungsweise
fremdartig wirken und ließ sich weder in der
kronländischen, noch in der normannischen Bautradition
befriedigend einordnen. Als symptomatisch für diese
ambivalente Beurteilung der Kathedrale von Rouen kann die
Einschätzung Dehios und von Bezolds stehen, das System
von Rouen sei, »so wie es ist, eine Mißbildung;
es verhindert aber doch nicht, dank guter
Querschnittsverhältnisse und wohlgestimmter
Beleuchtung, das Zustandekommen eines bedeutenden
Gesamteindrucks.«
Aus dieser Situation erklärt sich trotz einiger
jüngerer Einzeluntersuchungen ein grundlegendes
Forschungsdefizit hinsichtlich der Rouenneser Kathedrale. So
gibt es bis heute weder eine detaillierte
bauarchäologische Untersuchung, noch eine exakte
Bauaufnahme oder entsprechendes Planmaterial. Ferner besteht
keine Einigkeit bezüglich ihrer kunsthistorischen
Stellung im Spannungsfeld zwischen der zeitgleichen
gotischen Architektur der Îe-de-France und der der
Normandie, ebensowenig hinsichtlich der zeitlichen Stellung
der einzelnen Bauphasen, weshalb auch bislang jeder Versuch
einer Beurteilung des Einflusses der politischen Situation
auf den Kathedralbau problematisch blieb.
Vor dem Hintergrund dieser Forschungslage definieren sich
die Ziele und Fragestellungen der vorliegenden Arbeit. Zur
Erarbeitung der notwendigen Grundlagen werden zunächst
die Vorgängerbauten der Kathedrale, die teilweise
wesentliche Vorgaben für den gotischen Bau lieferten,
untersucht. Der Schwerpunkt der Bauuntersuchung liegt auf
der Analyse der bestehenden Kathedralarchitektur, angefangen
bei dem frühgotischen Romanusturm bis zum
Abschluß der Bautätigkeit im
13. Jahrhundert, wobei die ursprüngliche Gestalt
des Kathedralbaus vor den nachträglichen
Veränderungen wie dem Anbau der Seitenkapellen, der
Erneuerung der Querhausfassaden, der Änderung der
Westansicht und dem Bau der Tour de Beurre rekonstruiert
werden soll. Mittels einer detaillierten
bauarchäologischen Untersuchung wird der genaue
Bauverlauf mit differenzierter Phasenabfolge und den jeweils
zugrundeliegenden Planungen erarbeitet werden. Zur
Vervollständigung des Dokumentationsmaterials wurde in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Photogrammetrie und
Fernerkundung der Technischen Universität München
eine photogrammetrische Aufnahme der Kathedrale
durchgeführt. Ausgewertet wurde diese bislang jedoch
erst als digitale Bildentzerrung der Senkrechtaufnahmen, um
diesem Band bereits einen vollständigen
Längsschnitt beifügen zu können.
Auf der Grundlage der Bauanalyse ist weiteres Ziel die
Eingrenzung der zeitlichen Stellung der Rouenneser
Kathedrale sowie ihre stilistische Einordnung mittels zwei
unterschiedlicher Vorgehensweisen: einerseits durch eine
Untersuchung der charakteristischen Einzelelemente und ihres
Vorkommens in der zeitgenössischen Baukunst;
andererseits durch eine Gegenüberstellung der
jeweiligen Bauphasen mit zeitgleichen Bauprojekten innerhalb
der Normandie zur Einbettung der Kathedrale in die
normannische Kunstlandschaft im Hinblick auf gegenseitige
Einflußnahmen und zur Beurteilung der Nachfolgebauten.
Ein weiteres Kapitel ist der Beziehung von Architektur und
Liturgie gewidmet, der Frage nach den ursprünglichen
Kapellenpatrozinien sowie der konkreten Nutzung der durch
die Architektur ausgebildeten Räume. Schließlich
münden die Ergebnisse der Untersuchung des
Quellenmaterials, der Bauanalyse und der kunsthistorischen
Einordnung in eine zusammenfassende Auswertung, wobei auch
eine Klärung der Fragen nach den Baumeistern, der
Auftraggeberschaft und der Finanzierung der Kathedrale
versucht wird.
Vorbemerkung zum Numerierungssystem:
Die Zählung der Joche sowie die der Pfeiler und
Wandvorlagen folgt dem bereits bestehenden
Numerierungssystem der Kathedrale, das
– entsprechend dem Bauverlauf – von
Westen nach Osten zählt (vgl. Beilage 1). Die
Langhausjoche werden mit Buchstaben von A (1. Joch
von Westen) bis K (11. Joch von Westen)
bezeichnet. Die Pfeiler- und Vorlagenzählung erfolgt
jochweise und innerhalb der Joche jeweils abwechselnd auf
der Nord- und der Südseite, im Norden beginnend;
ungerade Nummern befinden sich somit stets im Norden und
gerade Nummern im Süden. Beispiele: Vorlage 1
bezeichnet diejenige der Nordwestecke des Langhauses,
Vorlage 2 die Westwandvorlage der südlichen
Mittelschiffarkade, Vorlage 3 diejenige der
nördlichen Mittelschiffarkade und Nr. 4 die
Vorlage der Südwestecke des Langhauses; Nr. 5 die
folgende nördliche Seitenschiffvorlage zwischen
Joch A und B, Pfeiler Nr. 6 den
südlichen Langhauspfeiler zwischen Joch A und B
etc.
[nach oben / top]
ZUSAMMENFASSUNG
(Auszug ohne Anmerkungen)
Der Nordturm, die Tour Saint-Romain, ist vermutlich in
den mittleren 40er Jahren des 12. Jahrhunderts als
großes Prestigeobjekt begonnen worden. Erzbischof
Hugues d'Amiens war unmittelbar zuvor bei zwei Weihen in
Saint-Denis anwesend: 1140 durfte er im Westbau einen
Romanusaltar weihen sowie 1144 im Chor nochmals einen
Marienaltar. Der Beginn des Turmbaus wenig später
erscheint daher besonders signifikant und dürfte
wahrscheinlich mit einer von den Bauaktivitäten in
Saint-Denis ausgehenden Begeisterung in Verbindung stehen,
wie sie in der folgenden Zeit verschiedene
Kathedralbaustellen erfaßte. Nicht zufällig
handelt es sich ähnlich wie in Saint-Denis – und
zuvor auch schon in Chartres – um einen westlich
gelegenen, weitgehend eigenständigen Baukörper.
Daß die Kapelle im oberen Turmgeschoß vermutlich
Romanus gewidmet war, ist angesichts seiner Bedeutung als
Rouenneser Lokalheiliger nicht erstaunlich; darüber
hinaus hatte er gerade durch die Kapellenweihe in
Saint-Denis sogar überregionale Anerkennung erfahren,
und zudem war auch die Verbindung zu einem Turmbau dort
bereits vorgeprägt. Da sich in Rouen die Bauarbeiten
auf einen etwas abseits stehenden Turm beschränkten,
der offenbar weder in der Flucht der Fassade noch in der des
Langhauses stand, kann man mit Gewißheit davon
ausgehen, daß zu der Zeit des Turmbaus noch kein
vollständiger Kathedralneubau geplant war. In dem Brief
aus dem Jahr 1145 an Thierry, den Bischof von Amiens,
berichtet Erzbischof Hugues d'Amiens von einem
Karrenkult bezüglich der Kathedrale von
Rouen. Zwar werden hierbei nicht ausdrücklich
Bauvorgänge genannt, doch ist aufgrund der Parallelen
zu Chartres und Saint-Pierre-sur-Dives ein Bezug auf
Bauaktivitäten möglich, wobei als einziges
Vorhaben dieser Zeit im Bereich der Kathedrale der
Romanusturm in Frage käme.
Die Vollendung des Turmes ist zeitlich nicht klar
festzulegen. Daß 1171 ein Steinmetz einem Kanoniker
der Kathedrale ein Haus verkauft, kann wohl kaum als
Nachweis für den Abschluß von Bauarbeiten im
Kathedralbezirk gedeutet werden. Auch das überlieferte
Datum der Umbettung der Romanusreliquien in einen neuen
Schrein 1179 dürfte sich nicht auf Bauvorgänge
beziehen lassen.
Der Turm stand ursprünglich etwas abgesetzt von der
romanischen Kathedrale, nordwestlich vor ihrer Fassade auf
der Seite des Kanonikerbezirks. Die
Nord-Süd-Öffnungen des Erdgeschosses bezogen sich
auf einen wohl vor der Fassade entlangführenden Weg,
während an der Westseite die Stadtbebauung relativ nahe
an den Turm herangereicht zu haben scheint. Die Glocken des
Romanusturmes läuteten offenbar auch zu
nicht-kirchlichen Ereignissen, und der Obergeschoßraum
diente möglicherweise zunächst auch kommunalen
Funktionen. Die Position des Turmes spiegelt somit eine
gemeinsame kirchliche und städtische Nutzung wider.
[nach oben / top]
RÉSUMÉ
EN FRANÇAIS (extrait)
La cathédrale de Rouen n'a jusqu'ici occupé
qu'une place secondaire dans la recherche sur les
cathédrales gothiques françaises, bien qu'elle
soit l'église métropolitaine de
l'archidiocèse de Normandie, et qu'elle ait
été, à l'origine, l'église du
couronnement des ducs normands. L'une des raisons est
probablement son caractère particulier. Avec son
élévation à quatre niveaux, rendue
atypique par la présence de fausses-tribunes et par
la forme inhabituelle du triforium en arcs segmentaires,
elle a en effet peu de ressemblance avec le gothique
d'Île-de-France. L'autre raison est que c'est
l'architecture romane qui a surtout focalisé
l'intérêt en Normandie, ce qui se retrouve dans
l'état de la recherche sur la cathédrale.
Ainsi peut-on trouver plusieurs travaux sur les
bâtiments antérieurs et sur la tour
Saint-Romain, qui se situe à la transition entre le
roman et le début du gothique, mais quasiment aucun
sur le bâtiment gothique. Ce n'est que très
récemment que deux études lui ont
été consacrées: l'une dans le cadre de
la thèse de Lindy Grant sur l'architecture gothique
en Normandie, l'autre dans un article d'Emanuel Roth sur
l'élévation de la nef. Ces deux contributions,
à peu près contemporaines, arrivent à
des conclusions très différentes sur le
déroulement du chantier, mais aucun des auteurs
n'avait pu se livrer, dans le cadre qu'il s'était
fixé, à une analyse approfondie du
bâtiment.
Une étude archéologique de la
cathédrale fait donc toujours défaut, et le
déroulement de sa construction, la reconstitution et
la datation des différentes campagnes de
construction, ainsi que la place de la cathédrale
dans le développement de l'architecture gothique en
Normandie, sont autant de questions qui n'ont pas encore pu
être résolues de manière satisfaisante.
L'objet du présent travail était donc dans un
premier temps de reconstituer autant que possible l'histoire
complexe de la cathédrale en étudiant le
bâtiment. Pour ce faire, il s'est avéré
indispensable de remettre à plat les résultats
sur les bâtiments antérieurs afin de comprendre
dans quelles conditions et sous quelles contraintes
l'édifice gothique a été
érigé. Dans un second temps, nous nous sommes
fixé pour but de replacer la cathédrale dans
l'architecture de son temps par un travail de comparaison
sur chacune des campagnes de la construction. De cette
manière, et à l'appui des sources qui nous
sont parvenues, il devait ensuite être possible de
bien situer le nouvel édifice dans son contexte
historique. Ce travail n'aborde pas, par contre, les
modifications postérieures à l'édifice
gothique comme l'adjonction des chapelles latérales,
la réfection des façades du transept et de la
chapelle axiale, la construction de la tour de Beurre ou la
reconstruction de la tour de la croisée.
Après la discussion des bâtiments
antérieurs commence l'étude du bâtiment
lui-même avec la Tour Saint-Romain, du premier art
gothique, dont le rapport ni avec l'édifice roman, ni
avec la cathédrale actuelle, n'avait
été éclairci de manière
satisfaisante. Une analyse approfondie du bâtiment a
montré que, contrairement à l'opinion
générale, la tour n'était pas
reliée à la nef romane, mais avait toujours
été isolée. Les murs qui relient
aujourd'hui la tour à la nef n'ont été
construits que lors de la construction de la nouvelle
cathédrale (deuxième campagne de construction
de la nef, voir ci-dessous). Ajoutons que ces murs ne furent
jamais ceux d'un passage, comme on l'a supposé
jusqu'alors. Il est de plus apparu que les arguments pour
une reconstitution de la façade romane à
l'emplacement de la façade actuelle ne tiennent pas:
plusieurs indices suggèrent plutôt que la
façade romane se trouvait probablement un peu plus
à l'est. Ce n'est qu'ainsi que nous avons pu
expliquer les grandes ouvertures de passage au
rez-de-chaussée de la tour. La tour fut donc
érigée seule vers le milieu du
XIIème siècle. Rien ne permet de dire
qu'une reconstruction de la cathédrale ait
été prévue, encore moins
réalisée, à ce moment. On peut aussi
exclure qu'il y ait eu une autre reconstruction au
XIIème, comme cela fut à maintes reprises
postulé dans la littérature. En ce qui
concerne l'utilisation initiale de la tour, il y a plusieurs
raisons de supposer que sa fonction fut, de manière
remarquable, simultanément ecclésiastique et
communale.
La construction de la cathédrale dans sa
totalité ne fut entreprise que quelques
décennies après celle de la tour, et se
déroula en cinq grandes campagnes d'ouest en est,
d'abord la nef, puis le transept et le chur. On peut
reconnaître dans presque chacune des campagnes
plusieurs phases. Le déroulement de la construction
peut donc être reconstitué avec assez de
précision.
...
La deuxième partie de ce travail est
consacrée à la place de la cathédrale
de Rouen dans le développement de l'architecture.
Dans un premier temps, les éléments qui la
caractérisent y sont abordés dans l'ordre dans
lequel ils ont été conçus: plan,
élévation (fausses tribunes, triforiums avec
arcs segmentaires, fenêtres hautes doublées
d'une arcature les reliant au triforium, proportion des
niveaux), forme des piliers et piliers engagés,
décor sculpté de la nef; ensuite, plan,
élévation et détails du transept et du
chur; pour finir, tour de la croisée,
composition des façades, état initial de
l'extérieur du bâtiment et ancienne annexe au
transept nord. De manière générale, on
a pu retrouver dans les différentes campagnes de
construction des rapports avec l'Ile de France, par contre
très peu avec les bâtiments anglais.
Suit l'étude de la place de la cathédrale
de Rouen au sein de l'architecture gothique en Normandie.
Pour ce faire, on s'est efforcé de rapprocher chaque
campagne de construction de la cathédrale de Rouen
avec des édifices normands comparables et à
peu près contemporains, ce qui a
révélé un réseau d'influences
réciproques. Les différentes campagnes de la
construction trouvent bien leur place dans la chronologie
relative du développement de l'architecture dans la
région, ce qui fournit des éléments
pour leur datation. Pendant la première campagne de
la nef, comme plus tard pendant la construction du
chur, des liens étroits se manifestent avec les
différentes campagnes de la cathédrale de
Lisieux; à partir de la deuxième campagne de
la nef, également avec Saint-Etienne de Caen; enfin,
particulièrement avec la nef de la cathédrale
de Coutances et l'église collégiale d'Eu, qui
est la seule à reprendre l'élévation de
la nef de la cathédrale de Rouen, ainsi qu'avec les
travées Ouest de l'abbatiale de Fécamp. On
s'est intéressé pour finir à la
descendance de la cathédrale de Rouen à
l'intérieur de l'archidiocèse, ainsi qu'au
lien (important pour la question du maître
d'uvre) avec Saint-Sauveur au Petit-Andély,
qui, de par l'histoire de la construction de la
cathédrale, fait clairement partie de la descendance
de Rouen. Des édifices moins importants de la
descendance, comme par exemple
Saint-Gervais-et-Saint-Protais à Gisors, fournissent
un terminus ante quem pour la construction du
chur à Rouen.
Un chapitre propre est consacré au lien entre la
liturgie et l'architecture de la cathédrale de Rouen.
On a ainsi cherché à reconstituer les vocables
des autels et des chapelles d'origine. La question de
l'utilisation liturgique de l'architecture et des
différentes parties de la cathédrale nous a
amené à conclure que les espaces
architectoniques principaux (chur,
déambulatoire, transept avec chapelles, nef,
bas-côtés, parvis, etc.) furent tous
utilisés pour des occasions différentes dans
les processions et les jeux liturgiques. L'utilisation de
certains lieux est également riche d'information,
comme c'est le cas par exemple des endroits
surélevés pour les chanteurs et les acteurs.
On peut prouver que le triforium fut utilisé ainsi;
dans la zone ouest de la cathédrale, ce fut à
l'origine probablement également le cas pour
l'ouverture sud vers le parvis au deuxième
étage de la tour Saint-Romain.
...
Les sources font clairement apparaître que des
travaux étaient déjà en cours
avant l'incendie de 1200. Ce n'est donc pas à
cause de lui que le nouveau bâtiment a
été construit, même s'il a probablement
influencé le déroulement de la construction.
On peut penser que l'achèvement de la nef ouest dans
la troisième campagne de construction
répondait au désir d'assurer la
continuité du culte malgré les destructions de
l'incendie. Les nombreux événements qui ont eu
lieu à l'intérieur de la cathédrale
pendant toute la durée du chantier vont
également à l'encontre d'une longue
interruption de son utilisation. Il semble bien plus qu'il y
eurent toujours des parties soit du bâtiment primitif,
qui ne fut manifestement démoli qu'au fur et à
mesure, soit ensuite du nouveau bâtiment gothique, qui
furent utilisables. Ceci expliquerait également
qu'aucune date de consécration à la fin du
nouvel édifice ne nous soit parvenue.
La chronologie est aussi significative pour la question
des architectes: c'est ainsi qu'on peut n'associer Jean
d'Andely, cité à partir de 1206–1207,
qu'à une des campagnes tardives de la construction,
tandis qu'il est exclu qu'il ait conçu les
premières parties de la nef. Le ou les premiers
architectes de la cathédrale de Rouen, et ainsi les
auteurs des fausses tribunes, restent malheureusement
inconnus. Si Jean d'Andély était
véritablement originaire des Andélys et y
avait d'une quelconque manière pris part à la
construction de Château-Gaillard, où la
rapidité de la construction témoigne d'une
organisation très élaborée du chantier,
on pourrait lui attribuer la quatrième campagne de la
nef avec ses techniques de construction hautement
perfectionnées. Ingelram, nommé au Bec en
1214, est associé au début de la partie est;
on ne peut trancher la question de son éventuelle
responsabilité à Rouen après son
départ pour le Bec.
On trouve peu d'indications dans les sources sur le
financement de la construction du nouvel édifice.
C'est le chapitre avec le soutien des donations des
habitants, et non pas la maison ducale ni, après la
conquête, la maison royale, qui finança en
premier lieu le chantier, et qui par le choix des
architectes successifs l'influença de manière
décisive. La situation financière, au
début lourdement grevée par des
éléments extérieurs comme la croisade
ou la constitution de la rançon pour Richard
Cur-de-Lion, n'était pas favorable à
l'entretien d'une grande fabrique, ce qui fut, avec les
soulèvements des années 90 du
XIIème siècle, une des causes
essentielles pour la progression très lente du
chantier des premières travées et pour la
décision de réutiliser les fondations du
bâtiment roman. Ce n'est qu'au tournant
du siècle que la situation financière
semble s'être stabilisée, ce qui serait en bon
accord avec la progression rapide de la construction dans
les parties est.
Pour ce qui est de savoir si la construction de la
cathédrale de Rouen porte des marques de la situation
politique, qui pendant la reconstruction changea
fondamentalement avec la conquête de la Normandie par
Philippe-Auguste, on peut constater que dès le
début de la construction, c'est-à-dire avant
la conquête, on trouve des éléments
caractéristiques français. Néanmoins,
ils sont pour certains utilisés de manière
inhabituelle, ce qui trahit le fait qu'ils ne faisaient pas
partie du vocabulaire courant. Au cours de la
troisième campagne de la nef, l'introduction d'un
triforium et l'utilisation du mur mince au niveau des
fenêtres hautes reflète peut-être une
orientation renforcée vers les bâtiments du
royaume français. Dans le chur, les formes
françaises semblent dominer avec le triforium
(constitué de plusieurs petites arcatures identiques
au lieu des arcs segmentaires) et l'élévation
à trois niveaux; cela dit, le déambulatoire
est purement influencé par l'architecture normande.
Ainsi ne détecte-t-on pas de trace de rupture dans le
temps ou de réorientation, mais plutôt
l'utilisation continue de formes françaises
interprétées suivant la tradition
normande.
L'élévation de la cathédrale de
Rouen, avec les fausses tribunes, occupe une place
particulière dans l'histoire générale
de l'architecture des cathédrales. Ce type
d'élévation a pourtant vu le jour à
Rouen à une époque ou, dans des
bâtiments comme Chartres, Bourges ou Soissons, on
tentait différentes expériences pour
abandonner l'élévation traditionnelle à
quatre niveaux avec tribune du début du gothique.
L'élévation de la nef de Rouen apparaît
donc comme une réponse à la même
problématique. Le fait que des fausses-tribunes les
ouvertures aient été conservées peut
être attribué au goût normand pour les
tribunes ou les niveaux y ressemblant. Il faut noter qu'au
sein de la Normandie, Rouen est le premier bâtiment
qui se passe complètement de l'espace des tribunes.
C'est ainsi que ce motif, qui représente un compromis
entre les deux régions, démontre de
manière éclatante la recherche constante,
indépendamment des ruptures politiques de cette
époque, de solutions dans lesquelles se confrontent
la tradition de construction normande et l'influence
constante du royaume français.
[nach oben / top]
|