Renate Mayntz

Das Menschenbild in der Soziologie

Gerda Henkel Vorlesung
in der Vortragsreihe »Das Menschenbild in der Wissenschaft«

Herausgegeben von der gemeinsamen Kommission der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der
Gerda Henkel Stiftung

2001, 20 Seiten, broschiert
2001, 20 pages, paperback

ISBN 978-3-930454-27-3
Preis/price EUR 9,20

16,5 × 24cm (B×H), 180g

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Zum Inhalt:

Die Soziologie, so möchte man meinen, kann weniger als fast alle anderen Wissenschaft ohne ein Bild von der Natur des Menschen auskommen, ist ihr Thema doch das Handeln von Menschen und die von Menschen gebildeten Gruppen, sozialen Strukturen und Systeme. Angesichts dessen ist es interessant, wenn sich bei näherem Zusehen ergibt, dass die Soziologen mit ganz wenigen Ausnahmen einen psychologischen Reduktionismus, d.h. die Erklärung sozialer Tatbestände durch spontane menschliche Verhaltensdispositionen und Eigenschaften, ablehnen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Soziologie ohne ein Bild vom Menschen auskommt. Zwar betrachten keineswegs alle Soziologen reale Menschen als Element der von ihnen analysierten sozielen Systeme. Wo dies jedoch geschieht oder wo zumindest soziales Handeln gewissermaßen als soziologisches Elementarteilchen gilt, kommt die Soziologie nicht ohne eine wie auch immer rudimentäres Bild vom Menschen aus. Allerdings gibt es in der Disziplin keine Einigkeit darüber, welche menschlichen Eigenschaften für die Soziologie von zentraler Bedeutung sind. Hier steht schon seit länger der homo sociologicus, der sein Handeln an sozialen Normen orientiert, dem homo oeconomicus gegenüber, der zwecks Mehrung des eigenen Nutzens rational zwischen verschiedenen Handlungsalternativen auswählt. Mehrheitlich jedoch wird in der Tradition Max Webers der Mensch in seiner Grundorientierung als weniger festgelegt gesehen, und man versucht sein Handeln, und was daraus an sozialen Ereignissen und Prozessen folgt, auf die Wirkung äußerer sozialer Faktoren zurückzuführen. Damit betont die Soziologie am Ende jene Züge, die den Menschen zu einem sozialen, zur Gruppen- und Gesellschaftsbildung fähigen Wesen machen.


Zur Autorin:

Geboren 1929 in Berlin. 1950 B.A. am Wellesley College (USA). 1953 Promotion zum Dr.phil. an der FU Berlin. Von 1953 bis 1957 am UNESCO-Institut für Sozialwissenschaften in Köln tätig. 1957 Habilitation an der FU Berlin. 1958/1959 Fellowship der Rockefeller Foundation, 1959/1960 Visiting Assistant Professor an der Columbia University in New York. Von 1960 bis 1971 zunächst Privatdozentin und außerordentliche, später ordentliche Professorin für Soziologie an der FU Berlin, in dieser Zeit Gastprofessuren an der University of Edinburgh, an der FLASCO in Santiago de Chile, Theodor-Heuss-Lehrstuhl an der New School für Social Research in New York. Von 1971 bis 1985 Professorin für (Organisations-)Soziologie in Speyer und Köln, dort zugleich Direktorin des Instituts für Angewandte Sozialforschung, in dieser Zeit Gastprofessur an der Stanford University. 1977 Ehrendoktor der Universität Uppsala, 1979 der Universität Paris X-Nanterre. Von 1985 bis zur Emeritierung in 1997 Direktorin am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Seit 1985 Honorarprofessorin an der Universität zu Köln. Mitglied des Deutschen Bildungsrates (1966–1970), der Studienkommission für die Reform des öffentl. Dienstrechts (1970–1973), des Senates der DFG (1974–1980).