Zum Inhalt:
Basierten ältere Gesellschaften auf einer
spezifischen Adels- und Ritterethik, die in der Neuzeit in
die allgemeineren Gestalten des honnête homme
und des Gentleman übergeht, so fehlen dem
demokratischen Zeitalter vergleichbare Vorbilder. Gerade
eine Verfassung der Freiheit aller setzt sich aber ein
Mininum an Spielregeln des Freiheitsgebrauchs voraus. Die
Frage nach dem Menschenbild des common man und nach
einem »demokratischen Fürstenspiegel«
begleitet daher die Geschichte der modernen Demokratie seit
ihren Anfängen.
Der Beitrag greift aus diesem Problemfeld drei Themen
heraus: die erstmals von Rousseau aufgeworfene Frage nach
dem Zusammenhang von Anthropologie und Sozialvertrag
(»Émile« und »Contrat
social«, 1762); die Versuche der Totalitarismen des
20. Jahrhunderts, den »neuen Menschen« als
Grundlage einer neuen Gesellschaft zu schaffen, und ihr
Scheitern; endlich die Frage, welche Folgerungen sich daraus
für heutige Demokratien ergeben.
Zum Autor:
Geboren 18.6.1931 in Freiburg im Breisgau. Studien in
Freiburg, München und Paris (Geschichte, Romanistik,
Germanistik). Nach Staatsexamen, Promotion und Habilitation
Professor für politische Wissenschaft an der
Universität München (19621987); von
19701986 Bayerischer Staatsminister für
Unterricht und Kultus; von 19881999 Professor für
christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie in
München. Hauptarbeitsgebiete: Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, Geschichte der christlichen
Demokratie, Kulturwissenschaft und -politik. Im Nebenberuf ist er
Kirchenmusiker.
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