Jürgen Osterhammel

Weltgeschichte und Gegenwartsdiagnose

Verleihung des Gerda Henkel Preises 2012

Gerda Henkel Vorlesung
Herausgegeben von der Gerda Henkel Stiftung

2013, 48 Seiten, 6 Beiträge, 9 Abbildungen, broschiert/Fadenheftung
2013, 48 pages, 6 essays, 9 figures, paperback/sewn

ISBN 978-3-86887-018-3
Preis/price EUR 9,20

16,5 × 24cm (B×H), 200g

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Aus dem Inhalt / from the book:

Kurzbeschreibung
Inhaltsverzeichnis
Textauszug
Videos
Zum Autor

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Kurzbeschreibung:

In der Begründung der Jury unter Vorsitz von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Frühwald heißt es: »Jürgen Osterhammel (geb. 1952) hat entschieden dazu beigetragen, der deutschen Geschichtswissenschaft nicht nur in der Theorie, sondern in der Praxis der Historiographie die welthistorische Perspektive wiederzugewinnen. In einer langen Reihe auch ins Chinesische, Japanische, Koreanische und Englische übersetzter Monographien versteht er Weltgeschichte nicht als die Addition von Nationalgeschichten, sondern als einen Komplex von Beziehungen und Kontrasten, der als globale Zivilisationsgeschichte gelesen und verstanden werden kann.

Sein 2010 bereits in 5. Auflage erschienenes Buch »Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts« (München 2009) wurde von der Kritik mit rar gewordener Begeisterung aufgenommen, weil es Jürgen Osterhammel versteht, ohne Einbußen an analytischer Schärfe Geschichte in Geschichten zu erzählen und damit auch einer breiteren Öffentlichkeit zu verdeutlichen, dass die zersplitterte Welt als ganze noch zu denken ist.«

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Inhaltsverzeichnis:

Zum Geleit
Julia Schulz-Dornburg

Begrüßung
Michael Hanssler

Bericht der Jury
Wolfgang Frühwald

Laudatio
Willibald Steinmetz

Weltgeschichte und Gegenwartsdiagnose
(Gerda Henkel Vorlesung)

Jürgen Osterhammel

Jürgen Osterhammel
Vita, ausgewählte Publikationen

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Textauszug:

Es scheint ganz einfach zu sein und auf eine Werbeparole zusammenzuschnurren: Eine globalisierte Welt braucht ein zeitgemäßes Geschichtsbild. Dieses Geschichtsbild kann nur ein globales sein. Wo sollte es herkommen, wenn nicht von einer Geschichtswissenschaft, die ebenfalls global angelegt ist? Historiker, so möchte man den Ruf der Öffentlichkeit verstehen, seid auf der Höhe der Zeit, indem ihr Weltgeschichte schreibt!

...

Ähnlich hätte es schon der Historiker, Politikwissenschaftler und kritische Publizist August Ludwig Schlözer im Göttingen des späten 18. Jahrhunderts formulieren können, als dort Nachrichten aus aller Welt einliefen: aus dem rebellischen Nordamerika und dem unruhigen Indien, aus der gerade von James Cook und seinen wissenschaftlichen Begleitern erforschten Südsee und aus dem immer noch schwer zugänglichen China.

...

Der Begriff der »Weltgeschichte«, der hier der Kürze halber von dem weniger geläufigen der »Globalgeschichte« nicht unterschieden werden soll, hat etwas Vulgäres und Großspuriges. Er erinnert an überdimensionierte Einschüchterungsarchitektur, an Leute, die stets auftrumpfen und das letzte Wort haben wollen.

...

Kurz: Weltgeschichtsschreibung ist ein hoch riskantes Geschäft von immer neu zu beweisender Seriosität, quasi-artistische Equilibristik über dem Abgrund, vielleicht sogar unverantwortliche Irreleitung der akademischen Jugend, falls man versäumt, ihr Metiersicherheit beizubringen. Man überlässt die Weltgeschichte – dieser Schluss liegt nahe – besser den freischaffenden Verfassern dessen, was im Deutschen mit leichter Herablassung vom Fachbuch als Sachbuch unterschieden wird, oder gar unerschrockenen Kompilatoren.

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Videos:

Sie finden Live-Videos des Vortrags von Jürgen Osterhammel wie auch der Laudatio von Willibald Steinmetz vom Abend der Verleihung des Gerda Henkel Preises (29. Oktober 2012) auf der Website der Gerda Henkel Stiftung [Klick zum Video].

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Zum Autor:

Jürgen Osterhammel, geboren 1952 in Wipperfürth, studierte Geschichte, Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Philipps-Universität Marburg. 1980 wurde er an der Universität Kassel im Fach Geschichte promoviert. Nach Stationen am Deutschen Historischen Institut London und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg habilitierte er sich 1990 mit einer Schrift über das Thema »China und die Weltgesellschaft. Vom 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit.« 1990–1997 war Jürgen Osterhammel Professor für Neuere, insbesondere Außereuropäische Geschichte an der FernUniversität in Hagen und 1996–1997 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1997 folgte er einem Ruf an das Institut Universitaire de Hautes Études Internationales in Genf. Seit 1999 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte (mit dem Schwerpunkt 19. und 20. Jahrhundert) an der Universität Konstanz. Jürgen Osterhammels Forschungsinteressen gelten der europäischen und asiatischen Geschichte seit dem 18. Jahrhundert, der Geschichte der interkulturellen Beziehungen und Wahrnehmungen, der Ideengeschichte, der Geschichte der Theorie der Historiographie sowie der Weltgeschichtsschreibung (global history) in Theorie und Praxis. Für seine Forschungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2010 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Für seine in der Reihe »Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung« erschienene Studie »Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts« erhielt er 2009 den NDR-Sachbuchpreis.

Ausgewählte Publikationen: (mit Jan C. Jansen) Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen, München 2012; Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, München 2009, 5. Aufl. 2010 (Reihe: Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung), amerikanische, polnische, französische, chinesische und russische Übersetzungen in Vorbereitung; (mit Niels P. Petersson) Geschichte der Globalisierung. Dimensionen – Prozesse – Epochen, München 2003, 5. Aufl. 2012, amerikanische Übersetzung Princeton, NJ 2005, Paperback ed. 2009, italienische Übersetzung Bologna 2005, persische Übersetzung im Internet, japanische und koreanische Übersetzungen in Vorbereitung; Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaats. Studien zu Beziehungsgeschichte und Zivilisationsvergleich, Göttingen 2001, 2. Aufl. 2002; Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert, München 1998, 2. Aufl. 2010, chinesische Übersetzung Taibei 2007; Pierre Poivre: Reisen eines Philosophen (1768), eingeleitet, übersetzt und erläutert von Jürgen Osterhammel, Sigmaringen 1997; Shanghai, 30. Mai 1925: Die Chinesische Revolution, München 1997, italienische Übersetzung Bologna 1999, chinesische Übersetzung Taibei 2000; China und die Weltgesellschaft. Vom 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit, München 1989. Zugleich Habilitationsschrift (Neuere und Neueste Geschichte), Universität Freiburg i.Br. 1990, italienische Übersetzung Turin 1992; Britischer Imperialismus im Fernen Osten. Strukturen der Durchdringung und einheimischer Widerstand auf dem chinesischen Markt 1932–1937, Bochum 1983. Zugleich Dissertation, Gesamthochschule Kassel 1980; Mitherausgeber der Reihen Studien zur Internationalen Geschichte und Historische Kulturwissenschaft sowie der Zeitschriften Geschichte und Gesellschaft und Neue Politische Literatur; Gemeinsam mit Akira Iriye Herausgeber von Geschichte der Welt / A History of the World, seit 2012 in je sechsbändigen Parallelausgaben in München und Cambridge, Mass.; Gemeinsam mit Fritz Stern Herausgeber von Moderne Historiker. Klassische Texte von Voltaire bis zur Gegenwart, München 2011

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