Zum Inhalt:
Der deutsche Klassizismus und die ihm darin folgende
Romantik hat (seit Herder und Goethe) die beiden
phylogenetischen Merkmale des Menschen, die Reflexion des
Sterbens und den Sinn für Schönheit, zur Basis
jenes Humanitätsdenkens gemacht, von dem die Dichter
(vergeblich) hofften, es werde durch die Jahrhunderte
hindurch diskursleitend bleiben. Die »schöne
Menschengestalt« ist der Inbegriff von Humanität,
definiert als das Maß, das den Menschen erst zum
Menschen macht. Die Konstruktion und die Destruktion dieses
Maßes bestimmt die Literatur bis tief in das 20.
Jahrhundert hinein. Höhepunkt der Destruktion ist die
Literatur der unmittelbaren Jahre nach 1945. Mit Wolfgang
Hildesheimers »Marbot. Eine Biographie« (1981)
entschwindet dann die »schöne
Menschengestalt« als Zielvorstellung aus der
Literatur, um jenem Erschrecken vor den Möglichkeiten
und dem Trend der modernen Forschung Platz zu machen, von
dem Gottfried Benn, Durs Grünbein, Adolf Muschg und
viele andere Autoren der Gegenwart berichten.
Zum Autor:
Geboren 1935 in Augsburg. 1958 Staatsexamen in den
Fächern Deutsch, Geschichte, Geographie. 1961 Promotion
im Fach Neuere Deutsche Literaturgeschichte, 1969
Habilitation für dieses Fach in München. Seit 1958
verheiratet mit Viktoria Frühwald, fünf Kinder,
elf Enkelkinder. 19701974 Professor für
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der
Universität Trier-Kaiserslautern, seit 1974 in
München. 1985 Gastprofessor an der University of
Indiana in Bloomington, 1999 an der Fakultät für
Chemie der Universität Frankfurt am Main.
19821987 Mitglied des Wissenschaftsrates. Januar 1992
Dezember 1997 Präsident der Deutschen
Forschungsgemeinschaft, seit 1999 Präsident der
Alexander von Humboldt-Stiftung. Korrespondierendes Mitglied
der Akademien der Wissenschaften in Göttingen und
Düsseldorf, außerordentliches Mitglied der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Zahlreiche Publikationen zur Literatur des Mittelalters, der
deutschen Klassik, der Romantik und der Moderne, zur
Editionsphilologie, zur Exilforschung und zur
Wissenschaftsgeschichte. Zuletzt: »Zeit der
Wissenschaft. Forschungskultur an der Schwelle zum
21. Jahrhundert«, Köln 1997.
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