Wolfgang Frühwald

»Die Trübsal am Rande der posthumen Wüsten«

Zum Menschenbild in der modernen Literatur

Gerda Henkel Vorlesung
in der Vortragsreihe »Das Menschenbild in der Wissenschaft«

Herausgegeben von der gemeinsamen Kommission der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der
Gerda Henkel Stiftung

2001, 28 Seiten, broschiert
2001, 28 pages, paperback

ISBN 978-3-930454-30-3
Preis/price EUR 9,20

16,5 × 24cm (B×H), 180g

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Zum Inhalt:

Der deutsche Klassizismus und die ihm darin folgende Romantik hat (seit Herder und Goethe) die beiden phylogenetischen Merkmale des Menschen, die Reflexion des Sterbens und den Sinn für Schönheit, zur Basis jenes Humanitätsdenkens gemacht, von dem die Dichter (vergeblich) hofften, es werde durch die Jahrhunderte hindurch diskursleitend bleiben. Die »schöne Menschengestalt« ist der Inbegriff von Humanität, definiert als das Maß, das den Menschen erst zum Menschen macht. Die Konstruktion und die Destruktion dieses Maßes bestimmt die Literatur bis tief in das 20. Jahrhundert hinein. Höhepunkt der Destruktion ist die Literatur der unmittelbaren Jahre nach 1945. Mit Wolfgang Hildesheimers »Marbot. Eine Biographie« (1981) entschwindet dann die »schöne Menschengestalt« als Zielvorstellung aus der Literatur, um jenem Erschrecken vor den Möglichkeiten und dem Trend der modernen Forschung Platz zu machen, von dem Gottfried Benn, Durs Grünbein, Adolf Muschg und viele andere Autoren der Gegenwart berichten.


Zum Autor:

Geboren 1935 in Augsburg. 1958 Staatsexamen in den Fächern Deutsch, Geschichte, Geographie. 1961 Promotion im Fach Neuere Deutsche Literaturgeschichte, 1969 Habilitation für dieses Fach in München. Seit 1958 verheiratet mit Viktoria Frühwald, fünf Kinder, elf Enkelkinder. – 1970–1974 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier-Kaiserslautern, seit 1974 in München. 1985 Gastprofessor an der University of Indiana in Bloomington, 1999 an der Fakultät für Chemie der Universität Frankfurt am Main. 1982–1987 Mitglied des Wissenschaftsrates. Januar 1992 – Dezember 1997 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, seit 1999 Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung. Korrespondierendes Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Göttingen und Düsseldorf, außerordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. – Zahlreiche Publikationen zur Literatur des Mittelalters, der deutschen Klassik, der Romantik und der Moderne, zur Editionsphilologie, zur Exilforschung und zur Wissenschaftsgeschichte. Zuletzt: »Zeit der Wissenschaft. Forschungskultur an der Schwelle zum 21. Jahrhundert«, Köln 1997.