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Kurzzusammenfassung / short summary
Inhaltsverzeichnis / table of contents
Einleitung
Schlußbetrachtung
Kurzzusammenfassung
/ short summary
Waren die Abschlüße von
Waffenstillständen and Friedensverträgen zwischen
Ayyubiden und den Kreuzfahrern ein Zeichen von
Friedenspolitik oder nur ein Mittel zur Machterhaltung und
-ausdehnung? Kann man anhand der
»Friedenspolitik« der Ayyubiden einen Wandel in
den Beziehungen oder gar eine Änderung des Feindbildes
erkennen? Oder sind Feindbilder immer in den Köpfen
präsent und können je nach politischer Lage von
den Herrschern instrumentalisiert werden.
In dieser Untersuchung wird die Politik der Ayyubiden
nach dem Tod Salladins 1193 vor dem Hintergrund der
fränkisch-islamischen Auseinandersetzungen Ende des
12./Anfang des 13. Jahrhunderts beleuchtet und Ziele,
Motivationen und Wege herausgearbeitet. Die Autorin geht
dabei besonders der Frage nach, warum und wie es zum
Abschluß der zahlreichen Verträge zwischen
Franken und Muslimen kommen konnte. Die zahlreichen
arabischen Quellen zeitgenössischer
islamisch-arabischer Geschichtsschreiber werden dabei im
Original wiedergegeben, übersetzt und kommentiert, um
die in der Arbeit gestellten Thesen zu stützen und
kontroversen Aussagen gegenüberzustellen. Besondere
Aufmerksamkeit wird dem Vertragsschluß zwischen
Friedrich II. und al-Malik al-Kamil gewidmet, in dem
die Muslime die Heilige Stadt Jerusalem abtraten. Hier
werden nicht nur arabische, sondern auch lateinische Quellen
herangezogen, um sie mit den Aussagen der arabischen zu
vergleichen oder zu ergänzen. Eine Untersuchung, die
sich also nicht nur an Orientalisten, sondern auch an
Mittelalterhistoriker wendet, zumal in diesem Buch erstmalig
ein großes, bisher zum Teil unzugängliches,
arabisches Quellenmaterial in deutscher Übersetzung
vorliegt.
Were the settlements reached in the cease-fire agreements
and peace-treaties between the Ayyubidians and the Crusaders
a sign of peace-policy or just a means of maintaining and
expanding power? Can an alteration in the relations or
perhaps even a change in the perception of the enemy be
found in the Ayyubidian &ldqou;peace-policy&rdqou;? Or is
enemy-perception always present in mind, to be
instrumentalized according to the political situation?
This study investigates the policies of the Ayyubidians
after the death of Salladin 1193 and in front of the
background of the Franco-Islamic confrontations at the end
of the 12th and beginning of the 13th century and elaborates
the goals, motivations and methods. The author pays special
attention to the questions of how and why it was possible
for the Franconians and the Muslims to negotiate such a
large number of treaties. The numerous Arabic sources of
contemporary Islamic-Arabian historians are presented in the
original, in translation (German), and commentary to support
the theories and to confront controversial testimonies.
Specials attention is given to the treaty between
Friedrich II and al-Malik al-Kamil, in which the
Muslims ceded the holy city Jerusalem. Both Arabic and Latin
sources are used here for mutual comparison and
supplementation.
This study is not just for orientalists, but also for
historians who research the Middle Ages. It presents a large
amount of source materials for the first time in German
translation, which were in part hitherto unavailable at
all.
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Inhaltsverzeichnis
/ table of contents
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Einleitung
- Fragestellung und Aufbau der Arbeit
Forschungsstand
Quellendiskussion
I. FRIEDENSVERTRÄGE UND WAFFENSTILLSTÄNDE: DIE
FRÄNKISCH-ISLAMISCHEN BEZIEHUNGEN IN DER ERSTEN
HÄLFTE DES 7./13. JAHRHUNDERTS
- 1 Die politische Lage des Ayyubidenreiches nach dem Tod Salah ad-Dins: Ein Überblick
2 Das islamische Vertragsrecht
- 2.1 Voraussetzungen für Friedensverträge mit Andersgläubigen
2.2 muwada`a, hudna, sulh: Eine Begriffsdefinition
- 3 Friedensangebote und -verträge
- 3.1 Der Vertragsabschluß von 618/1221
- 3.1.1 Die Friedensangebote al-Kamils von 616/1219 und 618/1221
3.1.2 Der Friedensvertrag von 618/1221
- 3.2 Der Vertragsabschluß von 626/1229
- 3.2.1 Der Kampf um die Vorherrschaft im Ayyubidenreich
3.2.2 Die politische Lage im Ayyubidenreich vor dem Friedensangebot al-Kamils an Friedrich II.
3.2.3 Das Friedensangebot al-Kamils: Ursachen und Hintergründe
3.2.4 Der Vertrag von Tall al-`Agul
3.2.5 Der Friedensvertrag von 626/1228–29
3.2.6 Die Abtretung Jerusalems an die Franken: Reaktionen und Folgen
3.2.7 Der Friedensvertrag von 626/1229: Beurteilung und Konklusion
II. DAS BILD DER FRANKEN IM SPIEGEL ZEITGENÖSSISCHER
UND SPÄTERER HISTORIOGRAPHIE
Vorbemerkung
- 4 Fallstudie: Das Bild Kaiser Friedrichs II. in den
zeitgenössischen arabischen/islamischen Quellen des
7./13. Jahrhunderts
- 4.1 Friedrich II. in Jerusalem
4.2 Friedrich II.: Ein Freund der Muslime?
- 5 Die Politik der Ayyubiden im Urteil arabischer/islamischer Historiographen
- 5.1 Gihad-Aufrufe und Predigten: Sibt ibn al-Gauzi
5.2 Ibn ad-Dawadari: Die Franken als Polytheisten und Anbeter der Kreuze
5.3 Die Bedeutung von Träumen bei Abu Sama
5.4 Ibn Wasil: Rechtfertigungspolitik und Propaganda
5.5 Ibn al-Atir: Objektive Geschichtsschreibung?
- 6 Feindbilder und Feinbildbildwandel im 7./13. Jahrhundert
- 6.1 Gihad-Propaganda und Friedenspolitik
- 6.1.1 Ayyubidische Hofdichtung
6.1.2 Kritik an der Politik der Ayyubiden
6.1.3 Das Verhältnis zwischen den Ayyubiden und dem Kalifen
- 6.2 Usama b. Munqid: »Die Franken, meine Freunde!« – »Die Franken, Gott möge sie verfluchen!«
6.3 Die Unterscheidung zwischen al-farang (die Franken) und as-sahiliyun (die Orientfranken)
Zusammenfassung und Ausblick
Abkürzungsverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
- Arabische Quellen
Lateinische Quellen
Literatur
Anhang
- Bemerkungen zur Umschrift und Transliteration arabischer Personen- und Städtenamen
Verzeichnis der wichtigsten in der Arbeit verwendeten arabischen Begriffe
Genealogie der Ayyubiden
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Einleitung
(Auszug, ohne Anmerkungen)
In den letzten Jahrzehnten wurde die Geschichte der
Kreuzzüge von der Forschung hauptsächlich unter
dem Aspekt christlich-islamischer Konfrontation untersucht
und die fränkischen Staaten in Syrien und
Palästina lediglich als ein Fremdkörper in der
vorwiegend islamisch geprägten Welt des Vorderen
Orients betrachtet. Nach Michael Köhler könnte
dies unter anderem daran liegen, daß »die
Mehrzahl der westlichen, lateinischen oder
altfranzösischen Quellen, die zumeist in Europa oder
von Chronisten abgefaßt worden sind, die Syrien und
Palästina zuvor selber als »bewaffnete
Pilger« besucht hatten, vom
»Kreuzzugsgedanken« durchdrungen waren«.
Dieses Bild christlich-islamischer Konfrontation, das uns
die Quellen zeichnen, ist von einem großen Teil der
westlichen Historiographie auch so übernommen worden;
Phasen fränkisch-islamischer Kooperation, die seit dem
ersten Kreuzzug nachweisbar sind, fanden hingegen in den
zahlreichen Studien kaum Berücksichtigung.
Ist die Geschichte des 6./12. und
7./13. Jahrhunderts, die Geschichte der Kreuzzüge,
lediglich als eine Zeit zu charakterisieren, die durch
Kämpfe, Kriege und – zum Teil
kleinere – militärische Auseinandersetzungen
geprägt war? Vertritt man die vorherrschende
Forschungsmeinung über das Verhältnis von Christen
und Muslimen, so stellt sich die Frage, wie im Hinblick
darauf die zahlreichen Vertragsabschlüsse im
7./13. Jahrhundert zu erklären sind, wie die
Bereitschaft dazu oder gar das Angebot al-Malik al-Kamil's
an Friedrich II. im Jahre 624/1227, ihm Jerusalem und
die Eroberungen Salah ad-Din's zurückzugeben, das
letztendlich in den Friedensvertrag von 626/1229
mündete. Bezieht man allerdings eine Gegenposition, so
muß unter Berücksichtigung
fränkisch-islamischer Vertragsabschlüsse
zunächst herausgearbeitet werden, unter welchen
politischen Voraussetzungen diese zustande kamen. Darf davon
ausgegangen werden, daß sich nach Jahrzehnten
militärischer Auseinandersetzung der Wunsch nach
Frieden abzeichnete? Sollte ein Vergleich
fränkisch-islamischer Beziehungen des 6./12. mit
denen des 7./13. Jahrhunderts Unterschiede aufzeigen,
so führt dies unweigerlich zu der Frage, wie
– oder: mit welcher Begrifflichkeit –
sich dieses Verhältnis in der ersten Hälfte des
7./13. Jahrhunderts ansonsten charakterisieren
läßt.
Es ist ein Hauptanliegen der folgenden Arbeit, Anworten
auf diese Fragen zu geben. Darüber hinaus aber wird der
Untersuchungshorizont erweitert, um die Ergebnisse der
Untersuchung von eher politischen Problemen in einen
größeren Rahmen stellen zu können. Gefragt
werden soll nämlich, ob sich parallel zu den
Friedensverhandlungen und -abschlüssen auch
Veränderungen in der mentalen Einstellung der
Zeitgenossen vollzogen haben. Angeknüpft wird dabei an
das Konzept von Feindbildern, Klischees des anderen also,
die – wie Iring Fetscher zutreffend formuliert
hat – »mehr der eigenen seelischen
Stabilisierung als der realistischen Orientierung
dienen«. Erst kürzlich hat Gernot Rotter die
Ansicht vertreten, daß »zur Zeit der
Kreuzzüge [...] in der arabischen Literatur von einem
regelrechten Feindbild kaum etwas zu spüren
[ist]«. Diese These soll hier zur Disposition stehen.
Als Untersuchungsgegenstand wurde dazu die Herrschaft des
ayyubidischen Sultans al-Malik al-Kamil gewählt, ein
Zeitraum, der in der Forschung bisher vernachlässigt
worden ist.
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Zusammenfassung
(Auszug, ohne Anmerkungen)
Die Zeitalter der Kreuzzüge war keine Epoche
bedingungsloser militärischer Auseinandersetzungen
zwischen Franken und Muslimen. Von Anfang an, seit dem
ersten Kreuzzug, war bei den Kontrahenten die Bereitschaft
vorhanden, Verträge miteinander einzugehen. Diese
Verträge, auch die vorbereitenden Gespräche und
Verhandlungen, standen allerdings nicht im Zeichen eines
umfassenden Friedens, sondern dienten zunächst einmal
der jeweiligen Herrschaftsbildung und Machterhaltung.
Gegenseitige Absprachen wie befristete militärische
Allianzen waren aus einem nüchternen Kalkül
geboren, wobei es jeweils Konflikte zwischen einzelnen
islamischen Herrschern waren, die den Ausschlag gaben, mit
den christlichen Kreuzfahrern gegen muslimische Gegner zu
paktieren. Mit derartigen Allianzen wurde die Feindschaft
gegenüber den Christen nicht grundsätzlich
aufgehoben, sondern nur vorübergehend sistiert. Die
Verträge waren stets primär ein Instrument, um
politische Partikularinteressen durchzusetzen. Dieser
Grundsatz galt für den Fatimidenkalif al-Afdal, und er
traf auch noch auf das Verhalten des Ayyubidensultans
al-Kamil zu. Denn wie al-Afdal im Jahr 491/1098 den ersten
Kreuzzug in seine Konzeption zur Rückgewinnung seiner
an die Selguqen verlorenen syrischen Besitzungen
integrierte, so sind die Gründe und die Bereitschaft
al-Kamil's, Kaiser Friedrich II. 626/1229 ein
Vertragsangebot zu unterbreiten, auch in der ayyubidischen
»Innenpolitik« zu suchen.
Acht Jahre zuvor, als die ayyubidischen Fürsten
darüber berieten, ob sie den Franken freien Abzug aus
Damiette gewähren sollten oder nicht, soll al-Malik
al-Kamil folgende Überlegung vorgetragen haben:
- »Diese hier sind nicht alle Franken. Wenn wir sie
vernichten sollten, könnten wir Damiette nur nach
längerer Zeit und vielen Kriegen erobern. Die
Könige der Franken jenseits des Meeres und ihr Papst
würden [dann] erfahren, was mit den Franken [hier]
geschehen ist, und dann werden [zu uns] nur doppelt soviel
[an Truppen] wie diese gesandt, und der Krieg würde von
neuem entbrennen.«
In dieser bei Ibn Wasil überlieferten Wortmeldung
finden sich entscheidende Argumente, die für die
Politik des ayyubidischen Sultans gegenüber den Franken
mitbestimmend waren. Deutlich zeigt sich das Bemühen,
das Verhältnis zu den Franken möglichst ruhig zu
halten, denn eine militärische Auseinandersetzung mit
ihnen – dies wußte man
inzwischen – hätte nur einen neuen Kreuzzug
hervorgerufen und die ayyubidische Herrschaftssphäre
gefährdet. Hinter dem Vorschlag al-Kamil's, einen
friedlichen Ausgleich zu suchen, stand also die Sorge um
Sicherheit und Stabilität des eigenen Reiches. Die
fränkischen Kreuzritter wurden sehr wohl immer noch als
Gegner und Feinde wahrgenommen, die es eigentlich zu
bekämpfen galt. Damit ist das Hauptergebnis dieser
Arbeit angedeutet: Trotz mancher Annäherungen, die in
den ersten Jahrzehnten des 7./13. Jahrhunderts zu
beobachten sind, kann für diese Zeit nicht von einem
Feindbildwandel gesprochen werden. An den historischen
Hintergründen des Friedensvertrags von 626/1229, den
Berichten über den Besuch Friedrichs II. in
Jerusalem, an der Bedeutung des gihad-Gedankens und an der
Einstellung der Historiographen gegenüber den
Kreuzfahrern soll dieser Sachverhalt im folgenden
resümierend betrachtet werden.
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